Schlaflose Nacht
Wieder einmal eine schlaflose Nacht, es ist 3:04 h sonntagmorgens und ich bin gerade
aufgestanden - kann wieder einmal nicht
schlafen, obwohl ich nicht nur müde, sondern auch echt erkältet bin und seit über
2 Stunden versuche, zur Ruhe zu kommen, zu schlafen!
So viele Ereignisse entknoten sich etwas, lassen
etwas mehr, wenn auch noch eine gewisse ´verkrampfte´ Gelassenheit zu - nach
9,5 Jahren Kampf um Anerkennung, um Recht in Bezug auf das OEG - bezüglich des
an mir verursachten mannigfachen Missbrauchs in meiner Kindheit und Jugend.
Im Dezember 2008 habe ich das OEG beantragt und
mehrmals WIDERSPRUCH einlegen müssen - damit es weiter bearbeitet wird, insgesamt drei
Gutachten, Zeugenaussagen und sämtlicher angeforderter Zeugniskopien sowie zahlreiche
ärztliche Atteste einreichend später, inklusive einer fast zweijährigen Untätigkeitsklage, wurde
nun am Sozialgericht ein Vergleich geschlossen, der mir nach fast 9,5 Jahren einen
Grad der Schädigung (GDS) von 70 zu erkennt.
Ich spüre darüber noch keine Freude, keine
Erleichterung… ich muss dies erst „schwarz auf weiß“ sehen, um zu wissen, nun
ist es offiziell und der Kampf war zu lang, zu nervenaufreibend, um nun einfach
nicht mehr daran zu denken, was es mit mir gemacht hat.
Ich habe Recht bekommen und es wird mir geglaubt -
obwohl ich ´weiß´, dass das alles so passiert ist und ich nicht nur
glaubwürdige Gutachten habe, sondern auch Bestätigungen von Ärzten und
Therapeuten, traue ich immer noch nicht meiner Wahrnehmung, die mich in
Erinnerungen schickt und mir Flashbacks serviert und mir so viele zahlreiche Symptome
bietet, um mir selber auch endlich ganz und gar zu vertrauen...
aber oftmals fühlen sich diese Erinnerungen so fremd an, als gehören sie nicht zu mir.
Dabei spüre ich mit jeder Faser meines Körpers, wie dieser es erinnert… Angst bekommt, gelähmt wird, Zuflucht sucht in einer Welt, die eigentlich nicht mehr wahr ist und benötigt wird - die mich wieder kämpfen lässt, als wäre ich wieder Kind…
aber oftmals fühlen sich diese Erinnerungen so fremd an, als gehören sie nicht zu mir.
Dabei spüre ich mit jeder Faser meines Körpers, wie dieser es erinnert… Angst bekommt, gelähmt wird, Zuflucht sucht in einer Welt, die eigentlich nicht mehr wahr ist und benötigt wird - die mich wieder kämpfen lässt, als wäre ich wieder Kind…
...aber ich schweife ab…
OEG.
Das Opferentschädigungsgesetz ist früher das ´Kriegsopferfürsorgegesetz´
gewesen und ist für Opfer von Gewalttaten gedacht, um sie für eingetretene
Schäden zu „ent-schädigen“.
Wobei dabei nicht beachtet wird, dass nicht nur
unzählige Anträge kaum ausgefüllt werden können, weil zu umfangreich gefragt
wird und viele Betroffene von sexueller Gewalt den Mut verlieren - weil sie dadurch retraumatisiert werden und auch oft nicht um Hilfe diesbezüglich bitten
können - sondern auch, weil viele dieser Fragen einfach nicht einfach genug
gestellt werden und die betroffenen Menschen zu stark traumatisiert sind oder
zu stark an den Folgen eines Missbrauchs leiden (oder beides!) , um dies alles „normal“
beantworten zu können.
Laut einer Statistik werden so viele Anträge
abgelehnt, dass nur eine Handvoll Betroffener übrig bleibt, die - laut des jeweiligen Versorgungsamtes - dann
ebenfalls noch „ausgesiebt“ werden, die dann auch wirklich Leistungen bekommen
- nach oftmals vielen Jahren eines Kampfes mit Hilfe von Anwälten!
Dies bedeutet, dass nur wenige wirklich eine Unterstützung
bekommen und mit den Folgen des Missbrauchs alleine gelassen werden und oft am
Existenzminimum leben müssen, weil viele entweder nur teilweise arbeitsfähig
sind und wenige Stunden arbeiten gehen oder komplett auf eine
Erwerbsunfähigkeitsrente angewiesen sind, weil gesundheitlich wirklich gar
nichts mehr geht.
Viele Betroffene haben ebenfalls solche starken Lebensbeeinträchtigungen,
dass sie es kaum schaffen, ohne eine Betreuungs- bzw. Pflegekraft ihren Alltag
zu meistern.
Dabei geht es dann nicht nur um zum Teil starke
gesundheitliche Einschränkungen, sondern auch um so dermaßen schlimme
finanzielle Beeinträchtigungen, dass einige aufgrund der psychischen und
seelischen Umstände den Kampf um das OEG aufgeben oder sogar Suizid begehen,
weil es einfach keine Hoffnung mehr für sie gibt!
Eine traurige Bilanz - vor allem wenn man davon
ausgeht, dass die meisten Täter davon kommen, jemals angeklagt zu werden und
weiterhin unbeschadet leben können - ohne jemals auch nur etwas zur Verantwortung
gezogen zu sein!
Betroffene sexueller Gewalt leiden unter den Folgen
- bewusst oder unbewusst - ein Leben lang!
Dass gesundheitlichen Einschränkungen oftmals
Folgen eines erlebten Missbrauchs sind, wird weder von Ärzten noch von den
Betroffenen selber erkannt, geschweige den von der Gesellschaft „gesehen“.
Nicht nur, dass man selber damit zu kämpfen hat, sich
eingestehen zu müssen, nicht mehr - und
in keinster Weise - zu „können“ - auch im eigenen Umkreis (Freunde, Verwandte, Bekannte,
Arbeitskollegen) ist es schwierig, das einem „geglaubt“ wird.
Oftmals wird nur
gesagt, „das wird wieder“, „streng dich nur an“ oder „du musst es nur wollen“
usw. - dann „läuft es auch wieder“… aber
das das genau das ist, was nicht funktionieren wird, weil es „halt immer irgendwie
lief“, versteht kaum einer.
Das Unverständnis ist groß und ´verletzt´ ebenfalls,
weil es für einen selber auch einfach unverständlich ist, was da mit einem
passiert - und die Einschränkungen
einfach so lebensbeeinträchtigend sind, dass es nun wieder um ein „überleben“
geht - so viele Jahre oder sogar Jahrzehnte nach einer schlimmen Gewalttat!
Ärzte sind oftmals sehr überfordert und nur sehr
wenige kennen sich mit den Folgen sexueller Gewalt so gut aus, um den Patienten
ggf. danach zu fragen und auch wirklich eine Hilfe zu sein.
Was noch dazu kommt ist, dass die Scham von betroffenen
Menschen oftmals immer noch so groß ist, dass eine Erkrankung weder in
Zusammenhang gesetzt wird mit einer Gewalttat, noch gesehen wird.
Ein Grund dafür ist immer noch, dass zwar Missbrauch
mittlerweile „offiziell“ (Medien etc.) benannt wird - die Folgen dessen aber
immer noch „versteckt“ gelebt werden in unserer Gesellschaft, weil gerade und
speziell psychische Erkrankungen und Einschränkungen weder richtig ernst
genommen noch gerne richtig gesehen werden.
Dies ist ein weiterer Grund für die Schwere der OEG-Sache - Sachen und Dinge, die nicht „gesehen“ werden können, gibt es nicht -
und wenn es sie gibt, gehen sie ja schnell wieder weg - also, mache mal: Therapie, Therapie, Therapie!
Demzufolge habe ich nun auch bereits mitgeteilt bekommen,
dass es im Mai 2019 eine Nachuntersuchung geben wird, ohne mir einfach mal
etwas Zeit zu lassen, zur Ruhe zu kommen… nach dieser ganzen langen Zeit.
Nun warte ich auf einen schriftlichen Bescheid, dass
meine Erlebnisse anerkannt werden, ich
Recht bekomme…
und bin mal trotz allem angespannt gespannt, was
weiter passiert!
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