Antibiotika, Cortison, Ibuprofen und Morphium
Seit meiner frühesten Jugend nehme ich Schmerztabletten, weil ich es oftmals ohne kaum ertragen konnte, nicht den Tag überstehen konnte, meistens vor so starken Unterleibsschmerzen, dass ich noch nicht einmal gehen konnte. Also begann es mit einer Paracetamol, dann zwei – wenn es nicht half, was sollte ich tun? Ich musste zur Schule gehen, den Alltag bestehen, frei sein von Schmerzen, die mich so lähmten und mich daran erinnerten, wo die Schmerzen waren, wie sie entstanden, wie sie begannen…
Mit ca. 15 Jahren dann, gab meine Mutter mir morgen eine Tenuate, die den Hunger unterdrückt, weil sie – wie sie sagte – nicht will, dass ich fett werde…dabei war ich nicht nur im Wachstum und auch schlank, sondern ich hatte einfach nur Hunger, wenn es Frühstück geben sollte...oder Mittag oder Abendbrot…ich hatte nur Hunger … war ein Kind in der Pubertät und wusste nicht, warum sie nicht zufrieden mit mir ist und mir immer wieder sagt, „friß nicht so viel, du wirst zu fett“ hörte ich von da ab jeden Tag und jeden Tag nahm ich diese Tenuate, die sie mir gab die nächsten ca. zwei Jahre, weil sie es so angeordnet hat – und weil ich davon ja kein Hunger bekam, gab sie mir auch nichts zu essen zur Schule mit, weil die Tenuate ja half, mir völlig den Hunger nahm…
Und mit zwanzig in den USA konnte man diese dann freikaufen, ich nahm nun so was wie Ibuprofen, weil alles andere nicht mehr half, die einfach zu schwach für mich dann waren und auch diese kaum noch halfen. Also ging ich zum Frauenarzt in Amerika, was bei aller Dramatik eine lustige Erfahrung dort war, weil man dort ein Betttuch bekam, um sich abzudecken und der Arzt darunter krabbelte, ich ihn so wieso kaum verstand und er sagte nur nach der Untersuchung, „You need to have surgery!“ und schaute mich ernst an…aber in den USA operiert zu werden, kam für mich nicht in Frage und demzufolge ging ich immer wieder in den Supermarkt, um mir Medikamente zu besorgen, meiner damaligen Gastmutter verschwieg ich die Diagnose, wie es mir wirklich ging - interessierte ja keinen, das hatte ich ja schon früh gelernt… und lief so über sechs Monate mit diesen Schmerzen herum.
Resultat des Ganzen war, dass ich Zysten in der Gebärmutter hatte und Porzellanzysten an den Eierstöcken, wie die Ärzte bei einer Unterleibsspiegelung - dann wieder in Deutschland mit gerade 20 Jahren und nach langen Monaten mit Schmerzen in den USA – herausfanden und ich wurde sofort nach meiner Ankunft nach zwei Wochen operiert.
Wieder in Deutschland hatte ich nicht nur immer Probleme mit dem Unterleib und bekam deswegen immer wieder schmerzstillende Medikamente verschrieben, sondern auch Antibiotika und Cortison kamen bald fleißig dazu, von dem ich nicht nur zu nahm, nein, ich litt auch immer wieder regelmäßig an starken Infektionen im HNO Bereich, was sich mein damaliger Arzt auch bald nicht mehr erklären konnte. Inklusive waren natürlich die zahlreichen Pilzinfektionen im Intimbereich, die bekommt man sozusagen zu dem Antibiotika gratis dazu - inklusiver zusätzlicher Medikamente…
Irgendwann später fiel mir ein, dass mir beim Missbrauch die Hand auf Nase und Mund gelegt worden war, was auch meine Abneigung erklärte, generell in diesem Bereich angefasst zu werden…Untersuchungen in diesem Bereich waren für mich immer sehr schlimm und kaum auszuhalten, vor allem, wenn es um eine Betäubung vor einer OP ging…
Insofern bekam ich dann schon mit Anfang zwanzig regelmäßig Schmerzmittel, Antibiotika und auch Cortison, was die nächsten zwanzig Jahre auch so blieb. Das ich auch davon zunahm, meine Symptome aber nur etwas verstummen ließ und nie heilte, störte niemanden und fiel irgendwie auch nicht auf. Mir auch nicht. Für mich war es – nach Aussage der Ärzte, einfach chronisch…
Als dann auch noch Operationen im HNO Bereich dazu kamen seit 2006, die ebenfalls nur linderten, war ich sehr verzweifelte und nahm es nur noch, weil ich keine Aussicht auf Linderung mehr hatte in mir.
Also nahm ich irgendwann keine Cortison Tabletten mehr ein, wenn ich es verhindern konnte. Das war allerdings erst mit Anfang vierzig der Fall.
Insofern verbrachte ich viel Zeit damit, Cortison, Antibiotika und Schmerzmittel zu nehmen, mein Leben einen Alltag zu geben und mir dies aufzubauen, allerdings schlug dies durch meinen schleichenden BURN-OUT ab 2008 leider fehl…
Meine Schmerzen wurden immer schlimmer, mittlerweile tat mir alles irgendwie weh´, jede Berührung und jede Bewegung schmerzt und im Jahre 2015 ertrug ich dies dann alles nicht mehr und habe mir einfach ein starkes Mittel aufschrieben lassen, was mir das erste Mal in meinem Leben half, völlig schmerzfrei zu sein und – was für eine Wohltat – auch das erste Mal in meinem Leben schlafen zu können.
Ich ließ mich drauf ein, es interessierte mich nicht, was ich da nehme, ließ mir immer stärkeres Fentanyl verschreiben und irgendwann war es so, dass ich auf 75 mg Fentanyl war, was mir gleich war.
Als ich dann jedoch einmal vergaß nach dem Duschen ein Pflaster zu kleben, wachte ich auf mit Durchfall, starken Körperschmerzen, Schüttelfrost und so vieles andere mehr, was mich fassungslos werden ließ. Was war los?! Als ich dann duschen ging, weil ich auch so schwitzte, fiel mir ein, dass ich kein Pflaster mehr auf dem Arm hatte, klebte es sofort wieder und las mir dann erst am nächsten Tag durch, was ich da überhaupt nehme… und merkte, ich war abhängig von Morphium geworden.
Nicht nur, dass ich in der Nacht davor so auf Entzug war, psychisch und auch körperlich und auch so aussah, sondern auch die Tatsache, dass ich von was abhängig geworden war, schockierte mich sehr, weil ich noch nie von etwas abhängig wurde und mir Zigaretten, Alkohol usw. nie was bedeuteten.
Auch hatte ich zu diesem Zeitpunkt Nebenwirkungen des Fentanyl, wie starkes Schwitzen und Magen/Darm Probleme etc… ich nahm dieses Pflaster über sechs Monate und habe dann nach und nach die Dosis verringert, in Absprache mit meiner Ärztin.
Mein Gedanke war, sofort dieses Pflaster weg zu lassen, allerdings las ich dann auch, dass ich dies dosiert machen muss und dachte, okay, dann gehe ich wieder auf Fentanyl 50 mg runter, da hatte ich ja schließlich noch welche von… großer Fehler. Dadurch war ich über eine Woche auf starken körperlichen und psychischen Entzug, es war furchtbar. Nach weiteren vier Monaten hatte ich es dann geschafft, konnte allerdings auch nicht mehr schlafen und lebe seitdem mit allen körperlichen Beschwerden, die halt so da sind…
Und ich habe für mich zu diesem Zeitpunkt erkannt, dass Morphin die Droge für mich ist, die mir meine Schmerzen nimmt, mich schlafen lassen kann und mich abhängig macht, weil es einfach alles lindert…
Seit Anfang 2016 nehme ich nun keine Schmerzmedikamente mehr, weil sie mir nicht mehr helfen, auf Morphin möchte ich nicht mehr sein, es be-hindert meinen Alltag einfach zu sehr und verändert mich. Seitdem lebe ich mit all dem, was mich be-hindert und ein-schränkt, weil ich es einfach nicht ändern kann…
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mel alazza
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