Montag, 29. Mai 2017

unwirklich



manchmal kommt mir alles so unwirklich vor und ich habe das Gefühl, ich müsste ja nun mal endlich aufwachen - aufwachsen aus einem Traum, der ein riesengroßes Trauma ist, mehr Trauma als Wirklichkeit und ungewollt geboren ist.

Doch irgendwie gibt es dieses Aufwachen nicht…ich verstehe das manchmal nicht.

Es fühlt sich oftmals so unwirklich an für mich, so weit weg, wie durch eine dicke Glasscheibe voller Nebel, undurchsichtig und kaum spürbar... 
ich erkenne nichts und doch so viel, dass ich kaum atmen kann. 
Ich stehe in einem dichten Raum voller wirrer Erinnerungen, die nicht tragbar sind und sich so unwahr anfühlen, wie es ein himmlischer Himmel ist. Oder ein rotes Meer..metaphorische Ausflüchte zur Beschreibung von Gefühlen, die jeder kennt, aber keiner benennt...so geht es mir mit dem, was mein Erleben und mein Erinnern kreiert - ich bin eine Spinne in einem Spinnennetz, die nicht aufhören kann zu spinnen, weil es das ist, was sie ausmacht - und am Leben lässt, gewollt oder nicht - für alle Zeit!

Ich sitze darin, wie die Thekla der bekannten Biene, Maya genannt, immer gefasst darauf, ungeahntes zu erlangen und oftmals so sehr überrascht von einem Fang, der so doch nicht gewollt war. Nur Freuen kann ich mich nicht, es liegt mir fern - Erinnerungen, die da sind, Hirngespinste habe ich sie früher genannt, eine bizarre Fantasie, nicht wert darüber nachzudenken, wie dieses berühmte, nicht abstell bare Kopfkino einer eigenen und irgendwie ungewollt geilen und erregbaren Horrorpornografie - und schamhaft vorgestellt, wie es wohl ist, einfach nur mal geliebt zu werden, ohne was dafür tun zu müssen - oder sein zu  müssen, wie ich nicht bin, um fremde Bedürfnisse zu befriedigen, die mich eigentlich nicht zu interessieren haben…

Es fühlt sich fremd an, schöne Gefühle zu haben, ersehne aber nichts mehr. Es fühlt sich komisch an, Schönes zu hören, Komplimente zu erhalten - ohne was dafür getan zu haben - oder das Gefühl dazu zu haben…

Es fühlt sich fremd an, Gutes zu erlangen, ich  zu sein. Und doch berührt es mich oftmals kaum… emotionale Störungen basierend auf fremden Bedürfnisbefriedigungen, zu früh und zu intensiv erlangt, in einer viel zu langen Zeit.

Hinter einer dicken glücklichen Fassade wurde eine Familie aufgebaut -  aus einer paradox-schizophrenen Familienwelt  stammend, voller Heuchlerei und Eifersucht auf des anderen Hab und Gut; neidisch sein auf das, was man selber nie erreichen vermag - voller Missgunst den anderen nicht einmal mehr mögen mag… aus so einer stamme ich, oftmals schäme ich mich für so ein generationsübergreifendes und auch erstaunlicherweise oft weiter vererbtes Verhalten und bin so unendlich froh, aus diesem Kreislauf ausgebrochen zu sein, ich fühlte mich immer fremd unter ihnen, gleichzeitig auch manchmal nah, theoretische-schlechtes und emotionales Bindungsverhalten praktisch verkehrt erlernt und gelebt und glücklicherweise auch irgendwann erkannt!

UND ich manchmal, ganz selten, Heimweh  hab´, an alte Erinnerungen, die mal positiv waren und ich emotional irgendwie dabei war, Familie zu fühlen, Familie irgendwie zu haben - bevor das Gefühl sich verliert und wie Sand durch die Finger rinnt….mit einem Augenaufschlag einfach dahin geht, wo so wenig ist, was wenigstens vielleicht etwas an Verbindung gibt.

Familie ist nicht das, was einem mit Blut verbindet, sondern das, was Liebe, Vertrauen und Mit-Gefühl für andere zu lässt - das weiß ich nun, doch es ist manchmal immer noch schwer und alles so extrem unwirklich, dass ich in Extremsituationen glaube, ich träume und mich frage, lebe ich!? 
Wieso fühle ich so viele Gefühle, meinen Körper so oft nicht?

Festgefahrene Erinnerungen bestimmen nicht das Leben, sondern die Momente dessen, für immer. Es ist wie eine Amputation, die keiner sieht, aber der Phantomschmerz so verdammt einnehmend ist, egal wie betäubt man innerlich vor Schmerzen ist…

Und nun ist es auch schwarz auf weiß zu sehen, wie viel Raum diese Trauma-Wirklichkeit doch aus der Ferne in die Wirklichkeit rückt, wenn geschrieben steht, dass aufgrund von Somatisierungs-Störungen und anderen Störungen gar nichts mehr geht...

Unwirklich wird es wieder, dieses Gefühl zu mir - auch wenn es nun gleich hier vor mir auf diesem Papier doch steht…frisch gedruckt und mit Stempel ausgeführt ist!

…und ich fühle wieder nichts, amputiert und verloren, in diesem Nichts aus ´nicht-fühlen´, dem´nicht-sein´…und dem ganzen wirklich wirklich sein.


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