Montag, 26. Februar 2018

Ich kotze mich selber an



Ich kotze mich selber an

ertrage mich nicht

ertrage diese Umstände nicht

will wieder normal sein, arbeiten gehen, mich vollwertig fühlen in diesem Leben, mit anderen sein können, lachen können...gesellschaftsfähig sein!

Ich kotze mich selber an, alles ist und wird mir zu viel und nichts ertrage ich dann, mich am allerwenigsten -
Ich will das hier alles so nicht mehr, dieses etwas machen und dann Kopfschmerzen bekommen...erschöpft sein und erst einmal Stunden schlafen müssen, um wenigstens etwas Erholung zu finden. Ich kann nicht mehr und dieses kann nicht mehr ertrage ich heute nicht mehr. Ich bin mir gerade zu viel und stehe mir selber im Weg...geh mir aus dem Weg und lass mich endlich frei sein - von mir, dem Leben und diesem ganzen „völlig im Arsch zu sein“...
heute kotze ich mich selber an!






mel alazza

Sonntag, 25. Februar 2018

Unter Wasser


Ich ertrinke, sehe die Wasserroberfläche immer weiter von mir weg fließen...bis ich nur noch einen Tunnel vor mir sehe, einen Tunnel zur Wasseroberfläche hin...
ich sehe mich selber im Wasser schweben, wie ich immer tiefer sinke..schwebend einem Boden entgegen gleite, der nie erreicht wird...irgendwie versuche ich mit letzter Kraft, die Hand zu heben und sehe sie seltsamerweise aus dem Wasser ranken, meiner kaum zugehörig.
Mehr und mehr bewusst-seins-los sinke ich immer weiter -  meine Hand bleibt aber oben, wie ein körperloser Anker in der Luft..nur ein Anker verbindet mich mit dem, was oben passiert, den ich bin darunter, sehe alles verschwommen und bin doch dabei und auch wieder nicht. Verzerrte Wahrnehmung, manchmal höre ich, machmal auch nicht, machmal bin ich da, meistens aber nicht...manchmal möchte ich mich einfach treiben lassen, weg driften, nicht mehr sein, um einfach dem Ganzen zu entschinden, weg zu sein. Doch irgend etwas hält mich, läßt mich nicht gehen...für immer ausgeliefert sein.
Qualen des Vergangenen trüben meinen Blick, meiner Zukunft. Immer zurückgehalten von einem Stück Lebenstrauma, amputiert für s Leben: ohne Verständnis darauf, was war und ist - weil es in der Vergangenheit ist. Wäre die Amputation sichtbar, wäre es besser für  mich - weil alles, was nicht lebbar ist, nicht gesehen wird, in unserer Gesellschaft faktisch nicht gegeben ist.
Ich er-tinke an dem, wie es ist und kann dem nicht ent-rinnen, weil es keinen Ausweg gibt für Seelen-Schäden, die irreparabel sind...ich fließe immer weiter gen Dunkelheit, sterbe dabei nicht, merke und fühle aber, wie mehr und mehr in mir zerbricht...




Mel Alazza, 2018

Donnerstag, 22. Februar 2018

ohne Bauch und ohne Scham



ohne Bauch und ohne Scham


Wie läßt es sich leben ohne Gefühl? Von allem nichts und von allem zu viel.
Zu viel in Jahren, die das nicht gebraucht haben und zu wenig in Jahren, wo es „dazu gehört“ sich zu (ver)lieben und Partnerschaften einzugehen, ohne Nähe nicht leben und ertragen zu können...
Schwangerschaften nicht fühlen zu können und Kinder nicht normal gebären zu können...wer weiß wie und wer weiß warum... Fragen ohne Antworten ein Leben lang. 
Wie schön wäre es, innere und äußere Lust zu leben, zu fühlen und zu geben, ohne dass komische Gefühle und Erinnerungen und ein „es geht nicht“ daran hindern würden.

Ich fühle nichts, alles ist tot in mir und ich fühle nichts, auf mir und an mir.
Und doch schmerzt es - wie soll man das jemandem erklären, wenn man es selber nicht versteht?

Ohne Bauch und ohne Scham - lebenslanges ertragen von Fremdkörpergefühl an mir selbst, lebenslang „komisch“ und seltsam und nicht zugehörig, niemals komplett und vereint in Fülle leben. Amputiert ein Leben lang, ohne Anzeichen dessen für das sehbare Erleben von anderen. Unschön und nicht nett, diese Erfahrungen mit ohne diesen Sachen. Diesem Teil von mir selbst, der nie zugehörig sein wird. Einfach kaputt ist. Kaputt gemacht worden ist. Aus Triebhaftigkeit. Aus Eigennutz. Aus Geilheit. Aus Dummheit und purem Egoismus.

Ich bin kaputt. Ohne Bauch und ohne Scham tauge ich nichts.Bin nicht gesellschaftsfähig, entspreche nicht der Norm...falle aus allem heraus.

Ohne Bauch und ohne Scham, komme ich niemals bei mir an.



Mel Alazza

Dienstag, 20. Februar 2018

Musik und Licht

Musik und Licht


Seit Jahren kann ich nachts nicht schlafen, muss leise Musik anmachen, ein Licht brennen lassen ... damit ich Ruhe finde, etwas zu mir finde und mich etwas ausruhen kann. Es ist Nacht und alles ist ruhig, dunkel - und ich liege in meinem Bett und in mir ist es lauter den je -  ich kriege keine Ruhe in mir, Bilder und Erinnerungen fliegen durcheinander in einem kaum zu überwindenden Chaos.

Mein Kopf platzt fast und ich weiß nicht, was ich noch tun soll....was ich noch versuchen soll, seit so vielen Jahren jede Nacht...keine Ruhe, keinen Schlaf...

Schlaftabletten helfen, betäuben mich aber auch in den Tag hinein und ich will nicht von Tabletten abhängig sein.

Deswegen brennt ein Licht, deswegen läuft leise Musik...damit das Kino im Kopf ruhiger wird, ich ruhiger werde, etwas dösen kann. Doch bei jeder kleinsten Kleinigkeit an Geräuschen, ein Husten meiner Kinder oder ein vorbeifahrendes Auto, bin ich hellwach. Ich kann nie schlafen, wenn andere schlafen...ein Schlaf ist es nie. Aber wenn dann die Sonne aufgeht, ich das Licht löschen kann, die Musik verstummt ist... kann ich etwas Ruhe finden.

Musik und Licht helfen mir, die Nacht zu überstehen, die Dunkelheit etwas erträglicher zu machen, in den neuen Tag hinein zu kommen...und dabei schlafe ich dann endlich ein, für eine kleine Weile...

Montag, 19. Februar 2018

Zwing mich! damit ich fühle

zwing mich! damit ich fühle


Ich liebe dich, sage ich und schaue dich an und bin so froh, dich gefunden zu haben...und meine es auch genau so. Ich liebe dich! sage ich und es ist hell, wir sind zusammen und haben einen schönen Tag!
Und wenn es Nacht wird, lieben wir uns noch mehr - du mehr als ich dich, weil ich nicht spüren kann. Ich fühle nichts bei deinen Berührungen, die so zärtlich und schön sind, doch wahrscheinlich sind sie nichts für mich.
Ich fühle nichts.
Du schläfst mit mir und berührst mich, ich fühle dich zwar nicht, weiß aber, wie zärtlich du bist und kann nur erahnen, wie sich das anfühlen muss, wie schön es vielleicht sein kann, zärtlich geliebt zu werden, mit allen Sinnen die einem zur Verfügung stehen.

Doch leider weis ich davon nichts, den ich fühle nichts - ich fühle dich auf mir, schließe die Augen und versuche mir vorzustellen, wie man sich nun jemand bewegen muss, dem dies hier gefällt. Wie sich jemand benehmen muss, dem dies hier Spaß macht. Ich spüre nichts und als du in eindringst, tut es weh, doch ich streichle deinen Kopf dabei und ziehe dich an mich, küsse dich zärtlich auf den  Mund und wenn du in mir bist, schließe ich die Beine. .. und du schaust mich an und sagst, ich will dir nicht weh tun - und ich sage, tust du nicht, es ist schön, mache weiter - höre nicht auf! Den dieses schließen meiner Beine lässt mich den Zwang dahinter spüren, die Zärtlichkeit vergessen und
endlich fühlen, dass ich etwas spüre. Wenn auch widerwillig merke ich nun, das mir so etwas wie Lust kommt, ein Gefühl, welches ich kenne, aus lang verdrängten Zeiten...
Jetzt spüre ich dich, weil ich nicht mehr offen für dich bin, weil du mich nun nehmen, mich irgendwie zwingen musst in mir zu sein und deine Bewegungen auf mir können nun nicht mehr so zärtlich sein, weil sie sich einen Weg suchen müssen...und ich schließe meine Augen und bin nun etwas erleichtert. Nun rührt sich etwas in mir, etwas bewegt sich und ich versuche diese Bilder vor meinem Augen weg zu bekommen, die du nicht bist. Ich liebe dich. Ich liebe es, dich bei mir zu haben - nur manchmal merke ich, wie deine Nähe mich erschreckt, wie sie mich erzittern lässt, ohne Wonne, sondern nur mit Angst spürend dann stehen lässt...aber ich will nicht weg driften, ich liebe dich ja, will das hier auch - aber irgendwie halte ich es nicht aus und ich merke, ich will nun, das du fertig wirst und ich möchte doch so gerne was spüren...und ich schließe die Augen, fühle dich nicht mehr und berühre mich einfach selbst an diesem Punkt, den ich vor nicht allzu langer Zeit entdeckt habe und merke, wie auch dich das erregt... Ich berühre mich und versuche, mich gut zu fühlen, weil ich dich ja liebe und auch das hier, mag ich irgendwie...und ganz langsam merke ich, dass dein Zwang in mir sich stärker bewegen zu müssen, mich etwa mitnimmt...ich mich fallen lassen kann, nur etwas, ein wenig...weil ich es nicht zu lassen kann, dass mich ein anderer so nimmt. Ich beginne zu fühlen, so weit, wie es mir möglich ist und höre irgendwann mitten drin wieder auf - zu viel Gefühl ertrage ich nicht, dabei war so schon so viel möglich...auch ohne dich.
Erschöpft liegt du auf mir, rollst dich von mir ab und nimmst mich in den Arm, nur für einen Moment ertrage ich das und sage dann, ich komme sofort wieder, küsse dich zärtlich auf den Mund - und flüchte ins Bad, weil mir die Tränen kommen, ich mich dreckig fühle und alles an mir und in mir so sehr brennt. Ich setze mich auf den Badewannenrand und nehme die Dusche und brause den Bauch, den Intimbereich und meine Oberschenkel mit heißem Wasser schnell und intensiv ab - ich bin geübt darin lebe ich doch damit, jeden Tag - und wieder fühle ich nichts, nur das Brennen des heißen Wassers verbrennt meine Haut und nimmt mir das Gefühl, ein Haufen Dreck zu sein.

Ich bin fertig,bin wie betäubt...und gehe zurück ins Schlafzimmer, in unser Bett, lege mich zu dir und lasse mich in den Arm nehmen und du sagst, ich liebe dich zu mir und ich wiederhole es, für dich in dem Moment, kuschel mich an dich und du seufst -  und kurz danach bist du eingeschlafen. Ich warte noch etwas, lausche auf deinen Schlaf und kurze Zeit später drehe ich mich aus unserer Umarmung raus, ganz langsam, um dich nicht zu stören, weil ich diese Nähe nicht mehr aushalte, sich mich in mir verbrennt und mir das Atmen nimmt - drehe mich von dir weg, stehe langsam auf und gehe hinaus.
Ich gehe ins Wohnzimmer, dick eingewickelt nun in meinen Schlafanzug, meinem Bademantel und den dicken Socken - mir ist so kalt, dabei ist es Sommer...nur niemals in mir. Ich gehe auf den Balkon und sauge die Nachtluft tief ein, versuche mich zu beruhigen und wieder weine ich...ich ertrage diese wunderschöne Liebe einfach nicht...
Nach mehreren Stunden lege ich mich wieder zu dir, ziehe dir deine Decke etwas höher und drehe mich auf meine Seite, mit dem Rücken zu dir und eingewickelt in meiner Decke bis zum Hals versuche ich neben dir einzuschlafen, was mir wieder einmal nur schlecht gelingt. Ich ziehe die Beine ganz dicht an meinen Bauch, die Decke fester um  mich und versuche etwas geschützt zu fühlen und irgendwann sinke ich in einen traumlosen Schlaf...

Sonntag, 18. Februar 2018

Verlorene Kinder

Verlorene Kinder

Wenn ich in deine Augen sehe, sehe ich die Verbindung zwischen uns...sehe, wie du mich anlächelst: doch tief in dir die Tränen kaum ertragen kannst - ich sehe dich, weil ich mich in dir erkenne: dich sehe und mit dir zusammen dies alles versuche zu ertragen, normal zu sein.

Wir weinen die selben Tränen: ungeweint, still, emotionslos - weil sonst kein Mut mehr da wäre, um Leben zu leben.

Mut, um jeden Tag aufzustehen und  Mut, um jeden Tag wieder zu Bett zu gehen: sich in einen schlaflose Nacht zu begeben, die seit so vielen Jahren schon besteht und immer weiter bestehen wird, weil es kein Entrinnen gibt für diese Taten, die an uns begangen wurden, und die uns immer noch nicht schlafen lassen.

Stille Trauer und das Gefühl des Lebens in uns verloren zu haben, ist ein Wegbegleiter geworden...den man nur erkennt, wenn man ebenso ist, anders als die Norm und sich immer als Außenseiter fühlt und erwachsener als jeder Erwachsene ist, ohne je komplett Kind gewesen zu sein, sein zu können, weil die eigenen Emotionen auf Grenzüberschreitungen jede Kindlichkeit nahmen und uns gleich mit dazu, uns selber nahmen, bis nur noch ein kleiner Teil von dem übrig blieb, was heute besteht. Ein Rest an Leben, der alle Lücken füllen muss, die im Laufe der Vernachlässigung, des Missbrauchs, der Manipulationen und der schlechten Konditionierungen entstanden ist.
Ja,ich bin noch da, doch siehst du mich nicht - weil ich mich nicht mehr fühlen kann. In mir ist es tot, dunkel, traurig...da will keiner sein, da will keiner leben: den eine Ent-Wicklung gibt es da nicht.

Ich bin allein, so sehr und doch auch wieder nicht, den ich erkenne mich in so vielen wieder, die für immer verloren sind: mal Kinder waren, deren Leben für immer und lebenslänglich genommen wurde.
Verlorene Kinder, die wir sind... unerkannt für so viele und betraft mit etwas, was sich Leben nennt und doch keines ist. Ich bin ein verlorenes Kind und sehe andere, die so wie ich, ebenso sind.
Wir sind viele.
Ich bin nicht alleine und wenn ich dich sehe, weiß ich das, doch dein Schmerz ist schlimmer als meiner, weil ich diesen Schmerz so sehr sehe, fühle...bei dir bin und ihn durch dich kaum ertragen kann: diesen Schmerz, den ich jeden Tag meines Lebens wie eine Millionen heftiger Nadelstiche in und auf mir spüre.

Sie: die dahinten, DIE lachen und weinen zusammen...sie umarmen sich, lieben sich, bleiben zusammen, bis die Liebe erlischt - oder der Tod sie trennt. So was hätte ich oft gerne, eine fühlbare Liebe:
mit Leidenschaften, morgens mit einander liebend aufzuwachen, vielleicht mit ehrlichen Diskussionen, auch kleinen Streitigkeiten, den Tag verbringen, ohne sich böse zu sein -  ohne diese tiefe Verletzbarkeit, die Nähe nicht zu läßt, mir so sehr das Atmen nimmt und mir dieses Allein-Sein auferlegt, auch wenn jemand, den ich liebe, bei mir ist... und mich dann zur Nacht liebevoll küßt...

Ich liebe - auf meine Weise, mit allem Misstrauen, was mir zu steht, weil ich niemanden traue - auch mir selber nicht. Aber ich gehe auch, weil ich nicht wieder verlassen werden will, weil ich etwas Stärke beweisen will, beweisen muss - weggeschubst und verlassen werde ich nicht mehr, das mache ich schon alleine...
weil ich mutiger sein muss, jeden Tag, als es die Menschheit insgesamt je sein wird. Und ich bin alleine, lebe es auch, weil Nähe nicht zu ertragen ist.

Wenn es mir zu viel wird, drifte ich weg, werde zeitlos, bin nicht da - und tauche irgendwann wieder auf, als wäre nichts passiert und merke nur, mir fehlt es an Erinnerung...

ich bin ja da und auch wieder nicht und manchmal, ja, ganz manchmal, schneide ich mich...aber nur, weil ich mich dann wieder fühlen kann, wenn ich merke, da ist noch was in mir, was fließen kann...nicht, um mich zu verletzen, sondern nur, um was zu fühlen, vielleicht etwas lebendiges in mir und bin erleichtert, wenn ich es dann wieder spüren kann, das Leben in mir, was ich dann sehen kann!
UND was davon bleibt sind die Narben, die für andere dann so entsetzlich sichtbar sind, aber wie ich schreie, ganz stumm, ganz tief in mir, dass weiß nur dieses Kind, was dabei war, als mir mein Frieden genommen wurde, mein Platz in der Welt kaputt gemacht wurde und mein Urvertrauen verloren ging, weil sich jemand an mir verging!
Und das was sie sehen, für sie so schlimm ist, dass es sie zu Tränen rührt...doch meine Emotionslosigkeit dabei, das sehen sie nicht, den es geht doch gar nicht um diese sehbaren Narben...sondern einzig allein um mich, ganz tief in mir drin!

Und ja, sie sehen nur die Narben, wenn sie sichtbar sind -  dabei sind die Unsichtbaren die Schlimmsten, weil die mir keiner nehmen kann, keiner nimmt.
Die Unsichtbaren, die mich nie schlafen und immer Schmerzen da lassen, mein Leben bestimmen, Wünsche unerfüllt lassen und mich mit so vielen Einschränlungen leben lassen - oftmals nur mit Existenzangst überleben lassen...was macht das alles für einen Sinn?! frage ich mich und verstehe oftmals diese Welt nicht, in denen Kinder  in Familien gelassen werden, obwohl es doch alles so offensichtlich ist.

Verloren Kinder: so viele, das es unzählbar ist, unendlich...die irgendwie erwachsen geworden sind, ein Leben leben, aufstehen, vielleicht noch arbeiten gehen, mit aller Kraft, die noch geblieben ist...weil es das Einzige ist, was sie noch aufrecht hält und irgendwie gesellschaftsfähig macht.

Doch die Auswirkung von sexueller Gewalt sucht sich ihren Weg, individuell und verschieden und ausdrucksstark, auf so vielen Wegen - egal wie viel Zeit verstreicht, sie liegt im Schatten, lauert auf eine Schwäche im System und schlägt dann zu, wenn es nicht erwartet wird und nicht mehr zu ertragen ist...

UND mit unverkennbaren, tieftraurigen Augen siehst du mich an: wir sehen uns, erkennen uns...und laufen aneinander vorbei, weil es zu tief schmerzt, den eigenen Schmerz, den eigenen Verlust in deinen Augen sehen zu müssen...
und ich ertrage es kaum, weil es mir den Spiegel vor hält, wie voller Unerträglichkeit ich doch eigentlich bin und ich blicke weg, weiche dir aus, weil ich nicht zu ertragen bin.





Mel Alazza




Freitag, 16. Februar 2018

ganz selten

ganz selten

möchte ich nicht nur offen darüber reden
wie es mir geht
was mit mir ist
was ich denke
fühle
sagen will

ich will prinzipiell nur ruhe
liebe geben, liebe fühlen
in liebe sein

ich möchte normal essen können
ohne
das mir schlecht wird
ohne
das ich erinnere
wie es mal war
und was ich davon bekam
als ich klein war

ich hatte so oft hunger
nicht nur nach essen
oder durst
nach trinken

ich hatte eine leere
wo so viel sein müsste

diese leere tut mir weh
seltsamerweise
auch heute noch
altersunabhängig
läßt mich keinen hunger spüren
kein mich selber fühlen
läßt mich ekel empfinden

und ich fühle nichts
in mir drin

eine leere
die nie gefüllt wurde
dadurch nie
gestillt wird
sehnsucht nach ganzheit
erfüllt leben

doch das nicht empfinden
läßt mich erfrieren
erkalten in mir
und nichts mehr spüren
ist ein teil von mir

und finde dafür keine worte
die bleiben
einfach so
immer
ganz stumm in mir







mel alazza, 2018

mal wahr war

manchmal
fühle ich mich,
wie ein Körper ohne Sinn
weil alles, 
was mal Sinn hatte, machte
weggeschnitten
eingeschnitten
missachtet wurde
ich fühlte mich oft unsichtbar:
sah dann Menschen um mich herum
die mich eigentlich hätten lieben müssen,
mir aber mit unsichtbaren Messern
alles wegschnitten
einritzen
ausmerzten
was ich war
ich war mal klein
ich war mal wahr
dann nie mehr
und unsichtbar -
fühlte mich anders, als ich war
anders, als ich bin
und ich war nicht mehr da...
bin nun anders
als ich wahr
bin nun anders
als ich bin
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mel alazza, 2018

Samstag, 10. Februar 2018

Seelen schmerz tag

Seelenschmerztag

ich will niemanden sehen
nichts essen
nichts hören
nichts trinken
nicht aufstehen

ich bin
und
fühle gerade nichts

bin in mir so tot
wie ich es nur an solchen tagen fühle

seelenschmerz erhebt sich mit aller macht
macht alles zunichte
was aufgebaut ist
an leben
vertrauen
liebe
hebt alles hervor
was schmerzt
weh tut
tot ist
in mir
an erinnerungen
vergangenes
ein leben

ich schmerz
tief in mir
dafür gibt es keinen namen
einen grund
es ist einfach da
und verschiebt die welten
schubst mich aus meiner heraus
nimmt mich völlig ein
mit schmerz
angst
traurigkeit
und dem gefühl
unnütz zu sein

seelenschmerztag

ein tag voller qual
zerstörung
schmerz
gefühl

nimmt mich mit
verschlingt mich
tötet alles
was aufgebaut ist
mit einem einzigen schlag

tiefer seelen schmerz tag

Dienstag, 6. Februar 2018

Wie ich eigentlich bin:

Wenn du mich genau ansiehst, siehst du, wie ich wirklich bin...aber nur, wenn du dir Mühe gibst, mich zu finden - unter dem, wie sich mein Körper mit dem ganzen Narben verändert hat.
Ich schütze mich, habe zu genommen, unbewusst und unabsichltich unattraktiv gemacht durch Autoimmunerkrankungen, die mein Leben seit mehr als zwanzig Jahren bestimmen und aus machen und mir vorgaukeln, wer ich nicht bin.
Schau mich genau an und du erkennst in mir, die Frau, die ich eigentlich bin.
Ich bin schlank, habe einen schönen Körper und ich bin gesund! Ich freue mich am Leben! UND kann jeden Tag nur genießen...

Wenn du mich in mir findest, hast du mich erkannt und mich gesehen, wie ich bin. Erkennst du mich!? Siehst du mich!? Ich bin... da ganz tief drin und versuche zu überleben, diesen ganzen Narben stand zu halten, aufrecht zu bleiben...Leben zu leben.

Mein Körper wurde fremdbestimmt, fremde Bedürfnisse musste ich befriedigen: und doch reagierte ich, mein Körper -  ungewollt, unabsichtlich auf Berührungen, die mir zuwider waren und ich jahrelang ertragen musste, ich nich tbekämpfen musste, stumm und starr aushalten musste, jeden Tag!

Ich bin noch da, etwas anders, nicht mehr das Kind, was ich mal war und auch nicht die Frau, die ich hätte werden können...aber ich  bin s!

Und ich bin diesem Körper so dankbar, dies alles so ausstehen zu können....ich bin immer noch da! Auch wenn ich mir manchmal wünschen würde, dass einiges anders wäre - das Leben etwas einfacher wäre und besser, als es oftmals ist.

Trotzdem bin ich manchmal einigermaßen froh, weil ich mich gewehrt habe, zu dem gestanden habe, was ich gefühlt, irgendwie noch wahrgenommen habe... und weil ich wieder atmen und wieder sehen und wieder fühlen kann -  wenn ich auch durch diese ganzen sichtbaren und unsichtbaren Narben auch erheblich beeinträchtigt bin, stehe ich immer wieder auf!











Mel Alazza, 2018

Vernachlässigung



Manchmal habe ich das Gefühl,

dass so viele Erinnerungen wieder hoch kommen, dass ich die gar nicht alle integrieren kann und es fühlt sich auch so an, als wäre das gar nicht ein Teil von mir. Auch das fühlt sich komisch an...wobei es diesmal gar nicht mehr so sehr um den Missbrauch an sich geht, sondern eher um die immense Vernachlässigung und Manipulationen als Kind und Jugendliche - oder die Abneigung zu mir.
Auch das ist irgendwie abgespalten - zumal ich oft denke, wie kann man den sein eigenes Kind nicht lieben!? Natürlich wird auch das eine Geschichte haben, aber ich bin nicht dafür verantwortlich, die Geschichte meiner "Mutter" oder meiner Familie als Entschuldigung zu sehen, warum mir ´wie und was´ passiert ist.

Meiner Meinung nach hat jedes Kind ein Anrecht darauf, kindgerecht umsorgt und geliebt zu werden - ansonsten kann ich die Verantwortung nicht übernehmen --- und ja, massive Vernachlässigung war nie ein Thema für mich, aber je älter ich werde, desto mehr Erinnerungen kommen auch daran wieder hoch. Zum Beispiel daran, das wir bei uns oftmals einfach kein WC Papier hatten, ich mich nicht daran erinnern kann, mal eine neue Zahnbürste bekommen zu haben - oder jemals ausreichend Unterwäsche und Socken, abgesehen von normaler Kleidung - gehabt zu haben. Wenn die Unterwäsche die ich hatte nicht mehr sauber war, sagte meine „Mutter“, zieh sie anders herum an - oder nimm eine von meinen. Demzufolge war ich auch oftmals wund im Intimbereich als Kind, weil die Hygiene einfach nicht so war, wie sie sein sollte und auch nicht darauf geachtet wurde.
Auch gefroren habe ich immer oder geschwitzt, „wettergerechte“ Kleidung hatte ich eigentlich nie, außer, wir gingen irgendow hin, dann wurden wir präsentiert...

Irgendwann sagte ich meiner „Mutter“, dass ich weiße kleine Würmer habe - ich zeigte sie ihr, als ich auf dem WC war und sie sagte, ach, das geht wieder vorbei - ist nicht schlimm... ich weiß nicht mehr, wie oft das vorkam, aber ich habe irgendwann aufgehört, ihr was zu zeigen, was mirkomisch vorkam. Egal was es war, es war für sie weder komisch noch gingen wir diesbezüglich zum Arzt.
Als wir von Dortmund nach Herdecke zogen, hatte mein Bruder ein eigenes Zimmer - ich habe mir das mit meiner "Mutter“ geteilt, es war also nie „mein eigenes“. Ich hatte weder ein Bett, noch ein Schrank, sondern schlief in ihrem Bett und benutzte ihren Schrank. Das einzige, was wirklich mir gehörte, war mein Schreibtisch, den ich mal mit sechs Jahren zur Einschulung bekommen hatte. Mehr nicht. zu dem Zeitpunkt war ich sieben oder acht. Davor hatte mein Bruder und ich ein Zimmer zusammen und ich weiß noch, das wir jeder ein eigenes Bett und auch einen eigenen Schrank hatten. Danach nicht mehr.
Als wir nach Herdecke zogen gegen Anfang/Mitte der 80er Jahre, zogen wir in ein Mehramilienhaus mit schönen Wohnungen, die über mehrere Etagen gingen; dass dies allerdings nur ein Kinderzimmer hatte, störte meine „Mutter“ nicht. Sie schlief unten in der anderen Wohnung, ließ uns oben alleine schlafen, mich mit sieben/acht Jahren, meinen Bruder mit vier/fünf Jahren. David ist drei Jahre jünger als ich.

Von da ab waren wir meistens alleine in der Wohnung, nachts und auch tagsüber.
Am Wochenende „spielte“ sich das Leben in der unteren Wohnung ab, bei ihrem Freund. Dort gab es auch immer was zu Essen, was zu Trinken und dort wurde auch immer Weihnachten etc gefeiert. Unsere Wohnung oben blieb immer steril sauber von irgendwelchen Feiertagen.
Oben in der Wohnung hatten wir kaum was zu Essen und zu Trinken, außer, wenn Besuch kam - dann wurde eingekauft und alles schön präsentiert - oder wenn sie mit ihm Streit hatte, meistens bei Vollmond. Deswegen sagten wir dann auch immer, wenn was ist, „Ach, haben wir wieder Vollmond?“ Das wurde irgendwie immer zum „running gag“, wie man heute sagen würde - zumal das eine Zeit war, in der mein Bruder und ich auch mal mittags etwas Warmes zu Essen bekamen.


Eigentlich waren mein Bruder und ich immer unterversorgt, was Essen anging...

Wenn wir morgens aufwachten, kam sie oft hoch, machte uns was zu Essen und schickte und zur Schule - allerdings wurde dies auch immer seltener und sie schlief aus, kam nicht hoch. Ich kümmerte mich dann um meinen Bruder und versuchte ihn, so gut ich konnte zu versorgen - mit sieben und acht und neun und zehn etc...aber wenn nichts da ist, kann man auch keine Versorgung übernehmen und oftmals waren die Sachen, die noch da waren, nicht mehr in guter Verfassung. Brot war schlecht oder es war keines da, kaum Wurst oder Käse, kaum Getränke für die Schule. Ich weiß noch, dass wir oftmals einfach Hunger hatten - also gingen wir so zur Schule.
Auch in der Schule hatte ich oft Hunger und war irgendwie neidisch darauf, wenn andere Kinder so schöne Brote dabei hatten, sich was kaufen durften oder sogar was zu trinken dabei hatten! Wir haben dann immer aus dem Wasserhahn getrunken, wenn wir Durst hatten - auch und gerade in der Schule.

Ich habe immer gedacht, wie teuer das wohl alles sein müsste, das wir das so nicht hatten.
Hunger war ein Begleiter, den ich so nicht kannte - und er blieb.

Wenn wir mittags von der Schule kamen, saßen wir oftmals vor der Tür, wir hatten keinen Schlüssel und meine „Mutter“ war nicht da - sie war bei ihrem Freund in Dortmund, in seinem Gebrauchtwarenhandel oder Essen gegangen, was sie oftmals taten.
Nachdem sich eine Nachbarin beschwert hatte, das wir immer vor der Tür saßen stundenlang (nicht nur, das wir Hunger hatten, wir mussten auch immer dirngend!), bekamen wir einen Schlüssel von „unserer“ Wohnung oben und durften rein. Damit kam sie dann gar nicht nach Hause, erst abends, mit ihm zusammen. Dann wurde auf heile Familie gemacht und wir mussten mit helfen, Sachen vom Auto nach oben tragen, aufräumen, kochen etc - wobei der Hunger, den wir den ganzen Tag über dann schon hatten, abends um 20 h irgendwann weg war...Erst dann wurde zusammen gegessen und wir durften um halb zehn - nach dem Spielfilm - dann hoch gehen.
Meistens mussten wir dann auch das dreckige Geschirr mit nehmen in einem Wäschekorb, um es bei uns in die Spülmaschine zu machen. Wie peinlich war mir das, wenn mich so Nachbarn sahen...

Diese Jahre waren für mich die Schlimmsten meines Lebens, nicht nur, weil ich in der Zeit missbraucht, vergewaltigt und manipuliert wurde, sondern weil mir vieles einfach fehlt, was „normal“ gewesen wäre. Dadurch hatte ich kein „Normalität“ - das Unnormale wurde Normal, anders kannte ich es ja nicht. Und es nahm mir meine Entwicklung, in jeder Hinsicht, die nicht nur für die Persönlichkeitsbildung so wichtig gewesen wäre.
Zehn Jahre verloren und unwiderruflich vorbei.