Dienstag, 30. Oktober 2018

festgefroren



festgefroren

.....schon beim wach werden merke ich, dass es heute anders ist, als gestern und vorgestern und ich merke, es geht heute nicht, nichts geht. ich bin fest gefroren, eingefroren in mir selbst...das innere wird nach außen gekehrt, ich bin verletzlich, weinerlich, bin heute sehr verletzt, voller schlimmer erinnerungen und alpträume...und ich bin gerade zerflossen in mir selbst, aus mir heraus, ganz verwundbar und nicht da und fühle weder mich noch dich noch meinen Körper, bin irgendwie weg und gedämpft, möchte heute keinen Kontakt, nicht da sein, weg sein und einfach tot sein, weil es so schlimm ist, immer dann, wenn es da ist und mich weg macht und alles weg nimmt, was ich aufgebaut habe in mir, um mich herum, mit mir. ich bin weg in mir und fühle mich so glasklar, dass es weh tut und ich schmerze, überall, immerzu und wünschte, ich wäre nicht mehr da, um dies nicht mehr ertragen zu müssen, endlich nicht mehr fühlen zu müssen, endlich nicht mehr erinnern zu müssen...nichts mehr zu müssen...ich bin weg aus mir und finde mich nicht mehr, bin einfach nicht mehr da...emotionslos friere ich in mir ein, möchte schlafen, ganz weit weg sein und ich versuche dies alles abgrenzen, mich weg zu machen, so einfach, so bequem einfach alles abzuspalten...ich verschwinde im schützenden nebel, entschwinde immer mehr, fühle mich nicht mehr, bin einfach weg in mir, ohne mich mitzunehmen, bin auch kein ich mehr...eine umherschwirrende masse von zellen, aufgespalten und zerrissen in milliarden kleinster teilchen, die sich langsam immer mehr auflösen und im nichts verschwinden, so viel erleichterung damit finden, frei sind von allem und jedem, der sie zurück hält im leben....



mel alazza

Freitag, 26. Oktober 2018

LIEBE

Liebe....

Liebe.
Was für ein einfaches, schönes Wort mit so viel Inhalt, Variationen, Möglichkeiten, Erfahrungen und Gefühle...

Ich liebe dich zu sagen, ist wunderschön - es zu hören auch.
Leider wird es oftmals benutzt, um jemanden zu gewinnen, oder auch Verletzungen wie Fremdgehen, Trennungen oder anderes zu überdecken...ich liebe dich, auch wenn ich mit ihm/ihr Sex hatte - das bedeutet nichts. Ich liebe dich. Große Worte, einfach zu missbrauchen und viele tun dies leider viel zu oft. Ich liebe dich, aber ich kann nicht mit dir zusammen sein, weil... ich liebe dich, aber ich kann das Kind nicht mit dir bekommen, ich bin nicht bereit, Vater zu sein.... ich liebe dich, aber ich bin nicht so, wie du mich brauchst, um glücklich zu sein...ich liebe dich...jetzt...für immer....aber ich muss zurück in mein Leben--ich liebe dich und diese Gefühle machen mir Angst...Liebe...
Jemanden zu lieben, ganz individuell und ganz neutral betrachtet, jemanden so anzunehmen, wie er/sie ist - das ist Liebe für mich. Ich nehme jemanden an, so, wie er/sie ist, mit allen Entscheidungen, allen Macken, allen Eigenarten und mit diesem Leben, was die Person gerade führt - das weiß ich jetzt ;-) Damals dachte ich, jeder muss sich verbiegen, um Liebe und ein Leben zusammen zu führen... Liebe bedeute, einander gut zu tun...nicht mehr, nicht weniger (für mich)...

Ich liebe dich habe ich schon oft gesagt in meinem Leben - und es auch immer so gemeint, egal zu wem ich es sagte.

Mit den Jahren wird man wählerischer, denke ich, man sagt es nicht mehr so oft - zu viele Verletzungen wurden ertragen, zu oft enttäuscht!? Ich weiß es nicht, vielleicht liegt es auch einfach daran, dass - wenn ich für mich spreche - mich etwas zurück gezogen habe und erst einmal Zeit für mich brauchte, um mich besser zu finden...

Liebe kann verletzen, beflügeln, gut tun...
Ich habe alles davon schon erlebt, was schön ist, weil es so eine Erfahrung lehrt und die Möglichkeit, dies zu unterscheiden zwischen, ich liebe dich oder ich hab dich lieb oder auch einfach nur, ich mag dich...oder es ist jetzt okay, für jetzt, in welcher Form auch immer. Und Liebe kennt kein Geschlecht und keine Grenzen. ..Liebe ist!

Mit 14 lernte ich einen Jungen kenne, Mike...ich mochte ihn sehr und wir versuchten, uns so oft wie möglich zu treffen, auch wenn wir weit voneinander entfernt wohnten. Mike war ein toller „erster“ Freund, wir hielten Händchen, küssten uns auch... sonst passierte nichts. Mike war drei Jahre älter und ein wirklich wunderbarer Mensch. Trotz meines erlebten Missbrauchs hatte ich nichts gegen Jungs, junge Männer und ich mochte Mike und wir waren fast vier Jahre zusammen, ohne das „was“ passierte - für alle die, die das interessiert ;-) Ich hatte keinen Bezug zu Körperlichkeiten, ob es wegen dem Missbrauch war, weiß ich nicht, aber ich vermute, ich habe dies alles so weit abgespalten, dass es damals irgendwie keine Rolle spielte, es wie in einer Parallelwelt war. Trotzdem hat es mich natürlich beeinflusst, unbewusst...
Alle meine „FreundInnen“ damals hatten ihr „erstes Mal“ mit dreizehn, vierzehn etc., aber ich nicht. Irgendwann - im März vor meinem 18. Geburtstag - dachte ich, „es“ müsste nun so sein und Mike und ich „verabredeten“ einen Tag bei ihm zu Hause, mit Sekt, Kerzen und 50er Musik, weil wir die damals so mochten...und verbrachten den Tag zusammen: Ernüchterung...ich hatte Schmerzen, Mike keinerlei Erfahrungen und wir waren beide von dem „keine Sterne sehen“ erst einmal durch mit der körperlichen Erfahrung...nach weiteren Wochen brachen wir auseinander, ich konnte die Nähe nicht mehr aushalten, konnte dies aber damals nicht erklären oder in Worte fassen. Mike konnte das alles und er versuchte, mich zurück zu gewinnen; wir hielten aber nur noch lockeren Kontakt.
Mike ist leider schon lange tot, er hat sich mit 30 Jahren im Jahre 2000 das Leben genommen, da war ich gerade schwanger mit meinem dritten Kind und zu seiner Beerdigung zu gehen und seine Familie etc. so wieder zu sehen, war schwer. Aber ich musste dahin, Abschied nehmen... auch das war Liebe, eine tiefe freundschaftliche...
Meine „erste Liebe“ war ein junger italienische Mann, Michele... ich mochte ihn sehr, war verknallt. Als ich nach Amerika ging, ließ ich ihn zurück und er war wütend auf mich...ich liebte das Zusammen sein mit ihm, die Unternehmungen, seine Familie. Aber auch hier waren Körperlichkeiten einfach nicht so meins und ich versuchte, dies so weit es geht zu vermeiden... Wir waren ungefähr acht Monate zusammen, was schön war und ich vermisste ihn auch, aber ich musste nach Amerika als AuPair gehen, weil ich zu Hause raus musste und trennte mich von ihm, was sehr weh tat... auch das war Liebe, auch wenn ich sie gehen lassen musste. um selber überleben zu können...wie auch immer...

Nachdem ich in Amerika war, lernte ich hier in Dortmund mit 22 Jahren in einer Disko (um das Klischee zu erfüllen ;-) ) meinen Ehemann kennen..und als ich ihn sah, wusste ich, dies ist der Vater meiner Kinder. Ich liebte ihn sehr, mehr als Mike oder Michele und rückblickend denke ich, dies war „es“ und es fühlte sich gut an. Trotzdem war Nähe wirklich nicht leicht für mich, trotz aller Liebe, die ich empfand und auch die körperliche Nähe, war schön...jedoch hatte ich immer Körperreaktionen danach, blutete, hatte Schmerzen im Unterleib und im Intimbereich, Infektionen und ich konnte seine Nähe nicht ertragen..was furchtbar war für mich, weil ich ihn wirklich sehr liebte. Und eine Erklärung hatte ich nicht dafür - die Ärzte auch nicht. Also wurde mir Antibiotika verschrieben, verschiedene Cremes und Salben, jahrelang...und ich ertrug es einfach so, weil es ja nun dazu gehörte, ich es nicht anders kannte, dies gehörte für mich nun zur Liebe dazu...

Er wurde der Vater meiner Kinder und alle haben seine wunderschönen braunen Augen bekommen, was mich freut. Ich habe wunderbare Kinder durch Zakiou erhalten, wofür ich ihm ewig dankbar sein werde. Leider war er nicht die Person Mensch für mich, mit der ich weiter zusammen leben konnte, wir waren einfach - in Bezug auf lebenswichtige Grundeinstellungen - zu verschieden. Nach sieben Jahre Ehe und drei Kinder trennten wir uns und nach unserer Scheidung gingen wir zusammen in ein Restaurant und besprachen, wie es nun für die Kids weiter gehen soll. Ich habe mich nicht von dem Vater meiner Kinder getrennt, weil ich ihn nicht mehr geliebt habe, sondern weil das Zusammen leben nicht mehr möglich war.
Auch das ist Liebe: sich zu trennen, obwohl man sich noch liebt, aber man besser eine Grenze zieht, bevor es nicht mehr schön ist, nicht mehr miteinander reden kann.
Ich denke, wir haben das damals ganz gut hin bekommen, schon im Hinblick auf unsere gemeinsamen Kinder, die zu dem Zeitpunkt noch klein waren. Zakiou war auch in den nächsten Jahren noch für die Kinder präsent, er hatte einen Schlüssel und konnte die Kinder sehen, wann immer er wollte bzw. wann die Kids es wollten.

Nach weiteren Jahren - mit Ende zwanzig - wurde ich von einer Freundin eingeladen, mit zum Frauenschwoof nach Bochum zu gehen und ich fühlte mich von ihr sehr angezogen. Dieses Gefühl kannte ich, weil ich dies schon immer hatte irgendwie, schon mit 12 in der Schule und dann immer mal wieder... ich dachte aber, das wäre, weil meine Mutter so scheiße war zu mir und ich mich deshalb zu (vor allem älteren) Frauen hingezogen fühlte - hier war es aber nun anders. G. war zu diesem Zeitpunkt so alt wie ich, was mich sehr irritierte; es war schön mit ihr zusammen zu sein und ich genoß es sehr. Bei diesem Frauenschwoof waren nun nur Frauen, wobei es mir damals echt schwer fiel, manche Frauen als Frauen zu erkennen und ich dachte immer nur, wenn ich auf Frauen stehe, warum ziehe ich mich an wie ein Mann oder verhalte mich so?! Verstand ich damals nicht und alles war sehr „neu“ für mich.
G. und ich tanzten und plötzlich zog sie mich an sich und küsste mich auf den Mund, mit Zunge und so und ich stand da wie perplex, wusste nicht, wie mir geschah, was ich fühlte und wo ich gerade bin....und plötzlich dachte ich, „ich will mehr“ und fühlte mich wie in einem Comic, wo mir immer wieder auf den Kopf geschlagen wurde, bis ich es endlich kapierte...DIESES Gefühl wollte, mochte ich und will ich erleben jetzt, für immer! Ich war verliebt, hatte dies aber nicht für mich realisiert und ich war so überrascht davon, dass G. mich anschaute, laut lachte und sagte: „Willkommen in deiner Welt - war dir das nicht klar?!“ Wir tanzten weiter und das erste Mal in meinem Leben fühlte ich mich nicht fehl am Platz oder fremd, sondern sehr stimmig und aufgenommen und genau so, wie es (wahrscheinlich) sein sollte..ich hatte das Gefühl, mich endlich gefunden zu haben - und das war echt enorm und änderte alles.

Mit G. hatte ich und habe ich noch Kontakt und dank ihr wusste ich damals, dass diese Gefühle einfach schon immer tief in mir waren, ich aber nie daran gedacht hatte und aufgrund des Missbrauchs ja auch keine Zeit für sexuelle oder persönliche Entwicklung blieb und da ich immer Kinder wollte, hatte ich nie auch nur im entferntesten daran gedacht, vielleicht lesbisch zu sein. Warum auch ?! Für mich war das nun auch nicht schlimm, eher eine Erleuchtung, die vieles gerade rückte und alles wurde „richtig“ für mich. Eine Erleichterung, mit der ich nie so gerechnet habe...aber einfach Liebe ist. Genau so und nicht anders.
Liebe ist Gefühl für einen anderen Menschen, egal welches Geschlecht der Mensch hat und dies erleben zu dürfen, ist wunderbar.
G. ist heute ein (Trans)Mann, was mehr als stimmig ist heute und es geht ihm gut - er ist nun endlich auch bei sich angekommen, was mich sehr freut!

Als ich mich dann mit Anfang 30 in einer Frau verliebte, war das ein wunderschönes Gefühl, obwohl die Beziehung mit Daniela viele Hochs und Tiefs hatte und mir viel spiegelte, was ich als Kind erlebt habe...trotzdem war es eine schöne Zeit, eine tiefe und schöne Liebe und die vier Jahre mir ihr möchte ich nicht missen, weil sie mich viel gelehrt haben und mir gezeigt haben, was ich für mich noch klären muss und was mich hindert, „ich“ zu sein; ich glaube ich wurde dadurch „erwachsener, reifer“... und ich danke Daniela dafür, wo immer sie nun auch ist....
Daniela ist 2014 gestorben, metastasierender Brustkrebs war die Diagnose...
Auch das ist Liebe, dankbar zu sein, auch wenn schwere Stunden dabei waren und Liebe dahin zu schicken, wo auch immer sie gerade ist...

Als ich meiner Oma zu Beginn dieser Liebe zu dieser Frau erzählte, sagte sie, „Na, das ist doch super! Lebe sie! Genieße es!“ und sie zwinkerte mir zu und sagte:"Kinder hast du ja schon, also mach !“ und ich war verdutzt und freut mich, dass sie sich freut für mich...
UND auch das ist Liebe, finde ich. Meine Oma war eine tolle Oma, mehr Mutter für mich als alles andere und ich danke ihr sehr dafür. Auch dich liebe ich Oma, wo auch immer du gerade bist und ich hoffe sehr, dass es dir gut geht... meine Oma ist 2008 gestorben, an Gallenblasenkrebs.

2014 traf ich dann Sandra und ich hatte das Gefühl, wie kennen uns schon - kannten uns, woher auch immer. Wir waren zusammen in einem Kurhaus, für vier Wochen und sahen uns jeden Tag. Aber wir sprachen kaum zueinander, es ergab sich einfach nicht und ich hatte wirklich zu diesem Zeitpunkt andere Sorgen, als mich auf dieses Gefühl einzulassen, was da plötzlich für sie da war. Es fühlte sich so vertraut an und gar nicht neu und irgendwie hatte ich das Gefühl, sie „endlich“ wieder zu haben und ich dachte damals, vielleicht sollte ich mich einweisen lassen, nun ist es völlig vorbei...
Sandra und ich tauschten Nummern aus und als ich wieder nach Hause fuhr, hatte ich das Gefühl, ein Stück meines Herzens ist nicht dabei, es schmerzte. Dabei war nichts zwischen Sandra und mir, außer gemeinsame Sporttermine, Schwimmstunden und Kunsttherapie und ein paar Abends mit den anderen Frauen in diesem Kurhaus.
Doch auch dies war anders, als ich dachte und zu Hause angekommen, schrieb Sandra mir - und ich ihr und die ganze Nacht hindurch, irgendwann telefonierten wir auch und sie sagte, du, ich glaube zwischen uns ist irgend etwas, vielleicht sind wir seelenverwandt!? Ich sagte daraufhin, Sandra, ich denke, das ist so viel mehr zwischen uns, als nur das und ich habe das Gefühl, dich - warum auch immer - endlich wieder gefunden zu haben, ganz so, als wärst du schon immer in meinem Leben gewesen.....Stille....Stille..ein Räuspern...Und dann sagte sie:“ Ich bin so froh, dass du das so benennst, weil...ich..ähh..ich fühle ganz genau SO!“ Danach sagten wir beide erst einmal lange nichts...und dann sagte sie“ Ich liebe dich einfach!“..und ich sagte automatisch das gleiche zu ihr, endlich froh darüber, dies mal aussprechen zu dürfen und zu können... und dies alles selber zu realisieren.
Sandra war zu diesem Zeitpunkt mit einem Mann verheiratet und da wir beide nicht lügen wollten, erzählte Sandra ihrem Mann sofort von mir, als sie nach Hause kam von der Kur und natürlich war dieser nicht sehr erfreut davon. Doch auch er merkte, dass da etwas sehr einzigartiges zwischen uns war und Sandra kam Anfang September zu mir und wir verbrachten drei schöne Tage bei mir, wobei sie natürlich meine Kinder kennen lernte. Letzteres war kein Problem, auch die vier unter sich hatten das Gefühl, sich schon immer zu kennen und verstanden sich von Anfang an sehr gut. Es passte einfach zusammen.
IM Jahre 2014/15 verbrachten wir einige Wochenenden zusammen, die Entfernung war für alles andere einfach zu groß - wir hier an der Ostsee, sie da in Duisburg. Die Zeit mit Sandra ist und war die schönste Zeit in meinem Leben und das erste Mal hatte ich kein „Enge-Gefühl“ und die Nähe zu und mit ihr störte nicht im geringsten, ganz im Gegenteil. Sandra hätte auch einfach bei uns einziehen können, ich glaube, auch das wäre unproblematisch gewesen.

Im Juli 2015 hat Sandra dann den Kontakt zu mir abgebrochen, was für mich sehr schlimm war - für sie vermutlich ebenfalls. Sie sagte damals, sie könne diese Gefühle nicht leben und das sie ihr Angst machen würden, weil sie so noch nie gefühlt hat und ihren Mann aber schuldig wäre, diese Ehe aufrecht zu erhalten.
Ich habe das alles verstanden, war trotzdem sehr verletzt und wusste aber schon im Vorfeld irgendwie, dass dies nicht ohne Schmerzen laufen würde. Und dieser Herzschmerz war einer der schlimmsten , die ich jemals erfahren habe.
Gleichzeitig bin ich Sandra dankbar dafür, da ich so lernen und sehen konnte, wie tief die Verlustangst bei mir sitzt - und wie sehr mich dies beeinflusst hat in meinem Leben.
Ich durfte lernen, diese zu verlieren und nun endlich auch loslassen zu können, ohne das es weh tut. Ich denke, diese Trennung und diese Liebe hat mir so viel beigebracht und mich so viel gelehrt...wenn wir zusammen geblieben wären, hätte ich das so nicht gekonnt und deswegen war das schon gut, das es so gekommen ist.
Trotzdem liebe ich Sandra immer noch sehr und ich wünsche ihr das Beste, was es gibt im Leben und sende ihr alles Liebe und hoffe sehr, dass es ihr gut geht...

Liebe.
So facettenreicht, so erlebnisreich und so lebensformend.




-
-
-

mel alazza



Dienstag, 23. Oktober 2018

Machtmissbrauch



...erschüttert den Missbrauchenden
gibt den Missbraucher Selbstdarstellung bis zum Tod
und darüber hinaus ein schlechtes Bildnis des eigenen Selbst
erweitert den Radius der Betroffenen
durch charismatische Ausbrüche und drohende Gestiken und Mimiken
für immer gehemmte Menschen im Radius
die sich nichts mehr zutrauen
das eigene Selbstbild wackelt bis es umfällt
voller Selbstzweifel dem eigenen Glauben beraubt
für immer in Unsicherheit still gestanden
bis der erlebte Wutausbruch verrauscht
das Feld fluchtartig geräumt wird
mit einem schlechten Beigeschmack im Mund
mit Schrecken an den Missbraucher gedacht
dauert die Benommenheit des Missbrauchten einige Zeit
einen klaren Kopf zu fassen
das Ganze dann auch noch in Worte fassen
und dann das Erlebte sich nicht wiederholen
oder im Kopf einfrieren
oder gar selbst so agieren lassen
keine Integration im eigenen Leben zu lassen
einen Platz dafür schaffen
die eigene Sicherheit wieder erlangen
Erfahrungen dadurch sammeln
das Machtmissbrauch Freiheit und Denken raubt
das eigene Selbst blockiert
bis es das Atmen wieder erlaubt
das Denken fließen kann
und Machtmissbrauch erkennt und kalkulieren kann
trotz alles Wissens bei so einem Erleben den Mund hält
Selbstschutz aktiviert
das Überleben somit garantiert
und ein Erkennen solcher Personen besser wahrnehmen kann
um Situationen besser zu analysieren
und Machtmissbrauch gegebenenfalls besser einschätzen und trotzdem weiter leben kann...


-
-
-
mel alazza

Donnerstag, 18. Oktober 2018

!America to go"....!

„America to go“...
Nach 26 Jahren flog ich nun nach Amerika, zurück in ein Land und zu einer Familie,welche mein Leben rettete, ohne es zu wissen.
Zurück zu einer Familie, die mir zeigte, was Liebe innerhalb einer Familie ist und wie sie normalerweise gelebt und geliebt werden sollte. Alleine dies zu erfahren war - vor allem rückblickend - eine wunderbare Fügung, so dass dies eine Basis für mich wurde, wie ich meine Kinder erzog und mit ihnen umging. Und alles ganz unbewusst und irgendwie ohne es wirklich zu merken, bis vor ein paar Jahren, als ich mal Zeit hatte, alles etwas Revue passieren zu lassen...
Nach Amerika bin ich, weil ich merkte, dass ich „weg muss“ von diesem Ort, an dem ich immer nur Angst hatte und nie wirklich gemerkt habe, was Liebe eigentlich ist und wie es ist, für einander einzustehen. Da zu sein für jemanden, wenn er gebraucht wird - und einfach nur in den Arm zu nehmen, falls dies mal notwendig ist...das kannte ich so nicht und ich musste einfach weg - ich weiß nicht, ob ich diesen ganzen Missbrauch und die Konsequenzen überhaupt überlebt hätte. wenn ich in Deutschland geblieben wäre, ich vermute nicht.
Ständig in Angst zu sein vor der Nacht - vor jeder Nacht - in dem er an mein Bett kommt und komische Sachen mit mir macht und mein Körper reagiert, ob ich will oder nicht und mir so tiefe Scham und tiefe Schuld gibt, die lebenslang in mir steckt, alle Worte nimmt und mir Krankheiten gibt, da mein Körper nur so aussagen kann, wie tief die Schuld und die Scham und die Angst und das Verbrechen in mi ist, in jeder erdenklichen Weise missbraucht worden zu sein ---- oder am Tage Angst zu haben, keine guten Noten zu schreiben, nicht gut in der Schule zu sein, nicht lieb genug zu sein, nicht vernünftig gewesen zu sein oder einfach nur wieder einmal hungrig zu sein, weil nichts zu essen da war...oder wieder einmal schmutzige Unterwäsche anziehen zu müssen, weil die Mutter nicht regelmäßig genug wusch und auch nie genug Anziehsachen da waren, die wetter technisch gut waren und dann auch noch passten oder einfach, einfach nur so leben zu könne, aufzuwachsen, ohne Angst, ohne Selbstzweifel, ohne Scham vor einen Körper, der nie zu mir gehörte und niemals wirklich fühlbar war für mich...
Amerika rettete mich, ich ging aus Deutschland weg für in Jahr und natürlich war nicht nur alles gut in Amerika, nein, das war es nicht. Aber das erste Mal in meinem Leben hatte ich etwas Geld für mich, konnte mir endlich Unterwäsche und Socken kaufen und noch einiges mehr, was ich immer brauchte und musste diesmal nicht Angst davor haben, dass meine „Mutter“ meine Sachen anzog oder ich zu wenig Schlüpfer hatte oder ich gar nichts hatte...ich lernte, wie es ist, keine Angst nachts zu haben und bekam Schlafstörungen - ich blieb nächtelang wach und konnte auch wenn ich müde war, nicht schlafen - doch das nahm ich gar nicht wahr, es gab wichtigeres - ich fühlte das erste Mal „LEBEN“ in mir und um mich herum,lernte andere Menschen kennen und die Umgehensweise mit ihnen, eine andere Sprache, die niemals traumatisierend für mich war und lernte, dieses Land zu lieben und schon da lernte ich, Kreisläufe zu durchbrechen.
In meiner ersten Familie kam der Gastvater damals gegen elf in mein Zimmer und machte das Licht aus, ich sollte ausgeschlafen sein für seinen kleinen Sohn, auf den ich aufzupassen hatte...auch kam er ins Bad, wenn ich geduscht habe und ich musste ihre Betten beziehen, jeden Freitag um elf, ihre Wäsche machen usw...von wegen missbräuchliche Verhaltensweisen -- Jahrzehnte später fiel mir ein, dass ich dies auch „zu Hause“ tun musste, jeden Freitag!
Dank Lutz Kunath (dafür hast du immer noch gutes Karma Lutz  ) , der mir aus dieser Familie raus half und zu unseren damaligen Communitiy Representative brachte, kam ich da heraus und ich wurde durch Zufall Jackie und ihrem Mann vorgestellt. Die wollten gerne ein AuPair aufnehmen später im Jahr und ich fand diese Familie vom ersten Augenblick einfach nur toll.
Wie es der Zufall will, kam ich trotzdem zu ihnen und konnte dort mein AuPair Jahr beenden. Es war eine wunderschöne Zeit für mich, Familienzusammenhalt zu erleben und Liebe zu spüren - und dies ganz ohne Hintergedanken und ohne Schläge, Missbrauch etc. - auch wenn es zu Beginn sehr seltsam für mich war. Auch wurde nie geschrien oder wütend mit den Kindern gesprochen - oder zu dem Partner. Das war sehr erstaunlich für mich, da ich dies als „normal“ kannte und erfuhr so noch mehr, wie schlimm meine eigenen Familienhintergründe eigentlich so waren und wie sehr diese mich geschädigt haben. Ganz nüchtern. Ich nahm das auf und wusste von diesem Zeitpunkt an, genau so möchte ich das auch - ich möchte Familie haben, Kinder haben und ich möchte dort Liebe spüren und Liebe geben, einfach nur so, weil es so sein sollte...
Der Gedanke, von dort wieder zurück in mein „zu Hause“ zu müssen, war für mich sehr schlimm und ich wäre am liebsten geblieben, nur Worte fand ich dafür zu diesem Zeitpunkt noch nicht...
Und auch wenn in dieser Zeit meine Körper-schmerzen zu nahmen, ich nach diesem Jahr sofort operiert werden musste - so war dies Jahr in den Vereinigten Staaten bei Jackie und ihrer Familie meine Lebensrettung schlechthin. Damals habe ich und konnte ich es wahrscheinlich auch noch nicht so sehen, ich war zu jung und zu sehr in dem psychischen Verdrängungsmechanismus und zu sehr damit beschäftigt, aus diesem miesen Scheiß Familienhintergrund heraus zu kommen und zu über-leben; eine eigene Wohnung zu bekommen, Möbel, eine Ausbildung usw.
Auf jedem Fall war es dieses Jahr 2018 eine große Herausforderung für mich, wieder dahin zu fahren, zu fliegen, nicht nur, weil ich mich körperlich durch meine Erkrankungen und Einschränkungen so verändert hatte und mir das unangenehm war und ist, sondern auch, weil ich nicht wusste, wie ich aufgenommen werde oder ich mit dieser Situation umzugehen habe.
Diese Unsicherheit und diese Selbstzweifel waren schlimm und ich hatte einfach Angst, nicht „willkommen“ zu sein...dieses Gefühl habe ich und hatte ich seit jeher in meiner „Familie“ - es wurde nach meinem USA Aufenthalt noch nicht einmal nach meinen Fotos aus Amerika gefragt - von niemanden! Wie schlimm und wie traurig ist das? Abgesehen davon, dass meine „Mutter“ mich nach diesem Jahr am Flughafen 1993 vergaß und erst zwei Stunden später da ankam...
Am Tag der Abreise nach Hamburg bzw. zum Hotel am Flughafen mussten wir zwei Stunden später aufbrechen, weil ich eine Stunde vor der geplanten Abreise so mehrmals so stark erbrochen habe vor Aufregung, dass ich erst einmal Ruhe brauchte. Zwei Stunden später ging es dann und wir brachen auf, meine Tochter und ich auf nach Amerika. Erstes Ziel: Hotel am Flughafen!
Am nächsten Tag ging es dann sehr früh morgens los und mir ging es immer noch schlecht - aber ich dachte, Augen zu und durch! Nun ist es halt so...in Amerika angekommen, war ich noch wie im Nebel...erst im Hotelzimmer nahm ich das alles mehr wahr und wusste, morgen ist es soweit - Freitag sehe ich alle wieder!
Freitag morgens war ich schon - trotz der siebenstündigen Zeitverschiebung - sehr früh wach und war sehr nervös wegen diesem ganzen „Reunion“ und ich wusste, nun gibt es kein zurück mehr!
Um 14 Uhh bzw 2 pm sollten wir bei meiner ehemaligen Gastoma sein, Marion, mit der ich vorher schon mehrmals über diesen Besuch geschrieben habe...
Als wir dann mit dem Leihwagen dort ankamen, machte sie auch schon nach unserem Ausstieg aus dem Auto die Tür auf und hinter ihr stand auch Jackie, was mich überraschte und sehr freute...vielleicht freuten sie sich doch, mich zu sehen!? Diese innere Unsicherheit machte mich einfach fertig und dadurch, dass ich dies nie so kennen gelernt habe, verunsicherte mich diese ganze Situation und ich wusste nicht so recht, damit umzugehen...
Also ging ich zur Tür und meine Tochter und ich wurden erst von Marion und dann auch von Jackie sehr herzlich begrüßt und in den Arm genommen, danach von Marions Mann Denny...was für ein wunderbares und schönes Gefühl! Wenn ich daran denke, schießen mir die Tränen in die Augen und es wärmt mein Herz, so was erlebt haben zu dürfen. Es ist ein Geschenk, „Willkommen zu sein“ und gemocht und geliebt zu werden - und dies wirklich zu fühlen...
Wir hatten einen wunderschönen Nachmittag und einen tollen Abend, Marion kochte ein typisches Minnesota Dinner (was mega lecker war!!!) - Annie kam noch mit ihren Mann sowie Chuck, mein ehemaliger Gastvater. Ich fühlte mich oft überfordert von so viel Positivismus um mich herum, es war einfach nur schön, dies so erleben zu dürfen und oftmals vergaß ich Worte, um zu antworten oder um was zu erzählen und hatte das Gefühl, ich habe gar nicht so viel zeit, um das alles vernünftig aufnehmen zu können...Wir sassen alle gemütlich zusammen, aßen, tranken was und unterhielten uns - es war wunderschön und ich fühlte mich sehr beschenkt dadurch!
Was mich sehr überraschte und auch sehr sehr freute, war die Tatsache, dass Marion und auch Jackie mit uns all die Tage verbrachten, die wir in Minnesota waren, die gemeinsam verplanten - es war wunderschöne Tage, die wir an verschiedenen Orten mit anderen Familienmitgliedern zusammen erlebten und immer wieder musste ich feststellen, dass sich darüber gefreut wurde, mich wieder zu sehen, ich so akzeptiert wurde, wie ich den nun mal war und auch bin und ich herzlich gedrückt wurde, von jedem, den ich nach dieser ganzen Zeit wieder traf! Am meisten war ich berührt von der ganzen Herzlichkeit, mit der ich umarmt wurde und auch das Carrie sogar ein paar Tränen geweint hat, als sie mich sah - was mich sehr berührte. Mir ging es ganz genau so...
die Tage waren wunderschön und ich empfand es zwar auch als anstrengend - durch diese Posttraumatische Belastungsstörung bin ich leider nicht so belastbar, aber wunderschön!
Trotzdem war ich dann sehr traurig, als ich Minnesota dann verlassen musste, um auf unseren Roadtrip zu gehen...und wieder hatte ich das Gefühl, ich lasse ein Stück Herz zurück, ein Stück Liebe ....
Und ich denke, ich habe es ihnen gesagt, wie dankbar ich bin für die Erfahrung in den 90igern, sie alle kennen gelernt zu haben und was für eine Bereicherung und was für ein Geschenk es für mich war, mein Leben so sehr berührte und veränderte - und doch glaube ich, können Worte oftmals das alles gar nicht so sehr ausdrücken, wie es gemeint ist - you all changed my life and rescued it with that change and I just noticed that some years ago...thank you all  for the experience, getting to know you all and feeling how love in a family can be!  thanks Marion McgovernJackie Engmarkand Carrie Engmark and all the rest of you 
mel alazza