Donnerstag, 18. Oktober 2018

!America to go"....!

„America to go“...
Nach 26 Jahren flog ich nun nach Amerika, zurück in ein Land und zu einer Familie,welche mein Leben rettete, ohne es zu wissen.
Zurück zu einer Familie, die mir zeigte, was Liebe innerhalb einer Familie ist und wie sie normalerweise gelebt und geliebt werden sollte. Alleine dies zu erfahren war - vor allem rückblickend - eine wunderbare Fügung, so dass dies eine Basis für mich wurde, wie ich meine Kinder erzog und mit ihnen umging. Und alles ganz unbewusst und irgendwie ohne es wirklich zu merken, bis vor ein paar Jahren, als ich mal Zeit hatte, alles etwas Revue passieren zu lassen...
Nach Amerika bin ich, weil ich merkte, dass ich „weg muss“ von diesem Ort, an dem ich immer nur Angst hatte und nie wirklich gemerkt habe, was Liebe eigentlich ist und wie es ist, für einander einzustehen. Da zu sein für jemanden, wenn er gebraucht wird - und einfach nur in den Arm zu nehmen, falls dies mal notwendig ist...das kannte ich so nicht und ich musste einfach weg - ich weiß nicht, ob ich diesen ganzen Missbrauch und die Konsequenzen überhaupt überlebt hätte. wenn ich in Deutschland geblieben wäre, ich vermute nicht.
Ständig in Angst zu sein vor der Nacht - vor jeder Nacht - in dem er an mein Bett kommt und komische Sachen mit mir macht und mein Körper reagiert, ob ich will oder nicht und mir so tiefe Scham und tiefe Schuld gibt, die lebenslang in mir steckt, alle Worte nimmt und mir Krankheiten gibt, da mein Körper nur so aussagen kann, wie tief die Schuld und die Scham und die Angst und das Verbrechen in mi ist, in jeder erdenklichen Weise missbraucht worden zu sein ---- oder am Tage Angst zu haben, keine guten Noten zu schreiben, nicht gut in der Schule zu sein, nicht lieb genug zu sein, nicht vernünftig gewesen zu sein oder einfach nur wieder einmal hungrig zu sein, weil nichts zu essen da war...oder wieder einmal schmutzige Unterwäsche anziehen zu müssen, weil die Mutter nicht regelmäßig genug wusch und auch nie genug Anziehsachen da waren, die wetter technisch gut waren und dann auch noch passten oder einfach, einfach nur so leben zu könne, aufzuwachsen, ohne Angst, ohne Selbstzweifel, ohne Scham vor einen Körper, der nie zu mir gehörte und niemals wirklich fühlbar war für mich...
Amerika rettete mich, ich ging aus Deutschland weg für in Jahr und natürlich war nicht nur alles gut in Amerika, nein, das war es nicht. Aber das erste Mal in meinem Leben hatte ich etwas Geld für mich, konnte mir endlich Unterwäsche und Socken kaufen und noch einiges mehr, was ich immer brauchte und musste diesmal nicht Angst davor haben, dass meine „Mutter“ meine Sachen anzog oder ich zu wenig Schlüpfer hatte oder ich gar nichts hatte...ich lernte, wie es ist, keine Angst nachts zu haben und bekam Schlafstörungen - ich blieb nächtelang wach und konnte auch wenn ich müde war, nicht schlafen - doch das nahm ich gar nicht wahr, es gab wichtigeres - ich fühlte das erste Mal „LEBEN“ in mir und um mich herum,lernte andere Menschen kennen und die Umgehensweise mit ihnen, eine andere Sprache, die niemals traumatisierend für mich war und lernte, dieses Land zu lieben und schon da lernte ich, Kreisläufe zu durchbrechen.
In meiner ersten Familie kam der Gastvater damals gegen elf in mein Zimmer und machte das Licht aus, ich sollte ausgeschlafen sein für seinen kleinen Sohn, auf den ich aufzupassen hatte...auch kam er ins Bad, wenn ich geduscht habe und ich musste ihre Betten beziehen, jeden Freitag um elf, ihre Wäsche machen usw...von wegen missbräuchliche Verhaltensweisen -- Jahrzehnte später fiel mir ein, dass ich dies auch „zu Hause“ tun musste, jeden Freitag!
Dank Lutz Kunath (dafür hast du immer noch gutes Karma Lutz  ) , der mir aus dieser Familie raus half und zu unseren damaligen Communitiy Representative brachte, kam ich da heraus und ich wurde durch Zufall Jackie und ihrem Mann vorgestellt. Die wollten gerne ein AuPair aufnehmen später im Jahr und ich fand diese Familie vom ersten Augenblick einfach nur toll.
Wie es der Zufall will, kam ich trotzdem zu ihnen und konnte dort mein AuPair Jahr beenden. Es war eine wunderschöne Zeit für mich, Familienzusammenhalt zu erleben und Liebe zu spüren - und dies ganz ohne Hintergedanken und ohne Schläge, Missbrauch etc. - auch wenn es zu Beginn sehr seltsam für mich war. Auch wurde nie geschrien oder wütend mit den Kindern gesprochen - oder zu dem Partner. Das war sehr erstaunlich für mich, da ich dies als „normal“ kannte und erfuhr so noch mehr, wie schlimm meine eigenen Familienhintergründe eigentlich so waren und wie sehr diese mich geschädigt haben. Ganz nüchtern. Ich nahm das auf und wusste von diesem Zeitpunkt an, genau so möchte ich das auch - ich möchte Familie haben, Kinder haben und ich möchte dort Liebe spüren und Liebe geben, einfach nur so, weil es so sein sollte...
Der Gedanke, von dort wieder zurück in mein „zu Hause“ zu müssen, war für mich sehr schlimm und ich wäre am liebsten geblieben, nur Worte fand ich dafür zu diesem Zeitpunkt noch nicht...
Und auch wenn in dieser Zeit meine Körper-schmerzen zu nahmen, ich nach diesem Jahr sofort operiert werden musste - so war dies Jahr in den Vereinigten Staaten bei Jackie und ihrer Familie meine Lebensrettung schlechthin. Damals habe ich und konnte ich es wahrscheinlich auch noch nicht so sehen, ich war zu jung und zu sehr in dem psychischen Verdrängungsmechanismus und zu sehr damit beschäftigt, aus diesem miesen Scheiß Familienhintergrund heraus zu kommen und zu über-leben; eine eigene Wohnung zu bekommen, Möbel, eine Ausbildung usw.
Auf jedem Fall war es dieses Jahr 2018 eine große Herausforderung für mich, wieder dahin zu fahren, zu fliegen, nicht nur, weil ich mich körperlich durch meine Erkrankungen und Einschränkungen so verändert hatte und mir das unangenehm war und ist, sondern auch, weil ich nicht wusste, wie ich aufgenommen werde oder ich mit dieser Situation umzugehen habe.
Diese Unsicherheit und diese Selbstzweifel waren schlimm und ich hatte einfach Angst, nicht „willkommen“ zu sein...dieses Gefühl habe ich und hatte ich seit jeher in meiner „Familie“ - es wurde nach meinem USA Aufenthalt noch nicht einmal nach meinen Fotos aus Amerika gefragt - von niemanden! Wie schlimm und wie traurig ist das? Abgesehen davon, dass meine „Mutter“ mich nach diesem Jahr am Flughafen 1993 vergaß und erst zwei Stunden später da ankam...
Am Tag der Abreise nach Hamburg bzw. zum Hotel am Flughafen mussten wir zwei Stunden später aufbrechen, weil ich eine Stunde vor der geplanten Abreise so mehrmals so stark erbrochen habe vor Aufregung, dass ich erst einmal Ruhe brauchte. Zwei Stunden später ging es dann und wir brachen auf, meine Tochter und ich auf nach Amerika. Erstes Ziel: Hotel am Flughafen!
Am nächsten Tag ging es dann sehr früh morgens los und mir ging es immer noch schlecht - aber ich dachte, Augen zu und durch! Nun ist es halt so...in Amerika angekommen, war ich noch wie im Nebel...erst im Hotelzimmer nahm ich das alles mehr wahr und wusste, morgen ist es soweit - Freitag sehe ich alle wieder!
Freitag morgens war ich schon - trotz der siebenstündigen Zeitverschiebung - sehr früh wach und war sehr nervös wegen diesem ganzen „Reunion“ und ich wusste, nun gibt es kein zurück mehr!
Um 14 Uhh bzw 2 pm sollten wir bei meiner ehemaligen Gastoma sein, Marion, mit der ich vorher schon mehrmals über diesen Besuch geschrieben habe...
Als wir dann mit dem Leihwagen dort ankamen, machte sie auch schon nach unserem Ausstieg aus dem Auto die Tür auf und hinter ihr stand auch Jackie, was mich überraschte und sehr freute...vielleicht freuten sie sich doch, mich zu sehen!? Diese innere Unsicherheit machte mich einfach fertig und dadurch, dass ich dies nie so kennen gelernt habe, verunsicherte mich diese ganze Situation und ich wusste nicht so recht, damit umzugehen...
Also ging ich zur Tür und meine Tochter und ich wurden erst von Marion und dann auch von Jackie sehr herzlich begrüßt und in den Arm genommen, danach von Marions Mann Denny...was für ein wunderbares und schönes Gefühl! Wenn ich daran denke, schießen mir die Tränen in die Augen und es wärmt mein Herz, so was erlebt haben zu dürfen. Es ist ein Geschenk, „Willkommen zu sein“ und gemocht und geliebt zu werden - und dies wirklich zu fühlen...
Wir hatten einen wunderschönen Nachmittag und einen tollen Abend, Marion kochte ein typisches Minnesota Dinner (was mega lecker war!!!) - Annie kam noch mit ihren Mann sowie Chuck, mein ehemaliger Gastvater. Ich fühlte mich oft überfordert von so viel Positivismus um mich herum, es war einfach nur schön, dies so erleben zu dürfen und oftmals vergaß ich Worte, um zu antworten oder um was zu erzählen und hatte das Gefühl, ich habe gar nicht so viel zeit, um das alles vernünftig aufnehmen zu können...Wir sassen alle gemütlich zusammen, aßen, tranken was und unterhielten uns - es war wunderschön und ich fühlte mich sehr beschenkt dadurch!
Was mich sehr überraschte und auch sehr sehr freute, war die Tatsache, dass Marion und auch Jackie mit uns all die Tage verbrachten, die wir in Minnesota waren, die gemeinsam verplanten - es war wunderschöne Tage, die wir an verschiedenen Orten mit anderen Familienmitgliedern zusammen erlebten und immer wieder musste ich feststellen, dass sich darüber gefreut wurde, mich wieder zu sehen, ich so akzeptiert wurde, wie ich den nun mal war und auch bin und ich herzlich gedrückt wurde, von jedem, den ich nach dieser ganzen Zeit wieder traf! Am meisten war ich berührt von der ganzen Herzlichkeit, mit der ich umarmt wurde und auch das Carrie sogar ein paar Tränen geweint hat, als sie mich sah - was mich sehr berührte. Mir ging es ganz genau so...
die Tage waren wunderschön und ich empfand es zwar auch als anstrengend - durch diese Posttraumatische Belastungsstörung bin ich leider nicht so belastbar, aber wunderschön!
Trotzdem war ich dann sehr traurig, als ich Minnesota dann verlassen musste, um auf unseren Roadtrip zu gehen...und wieder hatte ich das Gefühl, ich lasse ein Stück Herz zurück, ein Stück Liebe ....
Und ich denke, ich habe es ihnen gesagt, wie dankbar ich bin für die Erfahrung in den 90igern, sie alle kennen gelernt zu haben und was für eine Bereicherung und was für ein Geschenk es für mich war, mein Leben so sehr berührte und veränderte - und doch glaube ich, können Worte oftmals das alles gar nicht so sehr ausdrücken, wie es gemeint ist - you all changed my life and rescued it with that change and I just noticed that some years ago...thank you all  for the experience, getting to know you all and feeling how love in a family can be!  thanks Marion McgovernJackie Engmarkand Carrie Engmark and all the rest of you 
mel alazza

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen