Sonntag, 21. Januar 2018

zerrissen



Zerrissen

in Zeiten positiver Unbefangenheit konnte es nicht höher, schneller sein –
Unbefangene Unternehmungen trotzen dem,
was eigentlich ist, versteckt -
hinter vorgehaltener Hand wurde getuschelt, mit dem Finger gezeigt, der Kopf geschüttelt…
voller Freude auf Wochenenden mit dem Vater schauend,
all das vergessend, was eigentlich ist.
Im Geheimen wird es nicht entdeckt, im Geheimen ausgeübt -
Schuld und Scham deckten mich zu,
vergraben Erlebnisse, die sprachlos machen,
keine Worte für Taten finden lassen,
die keiner Sprache entsprechen…
zerrissen
zwischen dem, was wahr-genommen wird
und dem, was ist –
verschwiegen wird, abgedeckt mit materialistischem Schein,
wo kein Hunger nach Liebe und Essen sollte sein…
zerrissen zwischen den Welten, die keiner will,
brauchen kann und in denen gelebt werden sollte.
Ich bin da und auch wieder nicht
sage "Gute Nacht", schlafe aber nicht –
Weil es nicht geht, ich es nicht kann –
Weil ich zerrissen bin, zwischen dem,
was war und dem, was ist und dem, was ich erlebe,
nie vergessen ist!




mel alazza, 2018

Zeitrechnung Null

 „Zeitrechnung Null“


...es ist wie es immer ist,
irgendeine Stunde eines Tages nach der Zeitrechnung Null - nach dem Crash, dem Zusammenbruch, dem Burn Out: dem „nicht mehr können“, von Wollen ganz zu schweigen...dem, allein schwimmen, ohne schwimmen zu können in dem größtem Ozean der Welt.
Es IST jetzt, wie es JETZT ist - das damals einfach weggewischt, nicht mehr da - wie in eine Art Wachkoma liegend, alles mitbekommen, doch nichts mehr greifen, bewegen, sagen zu können.

Wahre Tatsachen und Gegebenheiten werden unwahr, wie nicht erlebt, sondern irgendwo mal gesehen. Es wird nicht mehr gespürt, wie es mal war, sondern nur noch, wie es ist. Mit einem stillen Sehnsuchtsschmerz vermischt, der einem Ursprung enstand, der gefaked war, von Anfang an - vielleicht doch nie wirklich war?!
Wie soll es weiter gehen, Zukunft planen ohne Zukunft zu spüren? Leben leben ohne zu leben...wie soll das gehen? Wie soll man den Wind spüren, der nicht weht... oder die Nässe des Regens spüren, wenn es nicht mehr regnet...Liebe spüren, ohne diese je wirklich er-lebt  zu haben...oder sich nur sehnsuchtsvoll daran erinnert, mal irgendwann gewusst zu haben, wie Freude in mir ist, wie Leben ist...

nichts geht mehr, rien ne va plus...
alles ist tot in mir.

Ich bin tot, funktioniere nur noch, mehr als eingeschränkt, mehr tot als lebendig.
Erstaunlich, wie sehr Leben klappt, ohne es zu spüren, es zu sein...
Von niemanden wird dies gesehen, gespürt, wie anstrengend jede Sekunde, jede Minute dieses Lebens für mich ist, was keines mehr ist, weil ich nichts spüre, nichts mehr fühle, nur noch eingeschränkt sehe, eingeschränkt fühle, wenn ich mal fühle...völlig eingeschänkt bin.

Eingeschränkt. Was für ein Scheiß Wort - ein Gefängnis, nein kein Gefängnis, eher ein Verlies in tiefster Dunkelheit: eine tiefe und dreckige, einsame und schäbige Grube in mir selbst -  ohne Fenster, ohne Ausgang, vollige Dunkelheit...kein Fünkchen Licht...kein Fünkchen Sonne...und die Wände kommen immer näher, reißen alles immer mehr und mehr ein, bis nichts mehr da ist. Kein Glaube, keine Hoffnung, Keine Zukunft, kein jetzt...kein ist...weil irgendwie gar nichts mehr ist...

nur noch dieses Herz, was einfach weiter schlägt, einfach so, ohne es zu wollen, zu nutzen, irgendwie zu sein...
Warum ist das so!? Automatisierung? Ist das Leben? Es schlägt weiter und weiter...Tag für Tag, Stunde für Stunde: um den Schmerz zu er-tragen, zu fühlen, zu merken, dies IST jetzt, er-fühle, er-taste, er-lebe es...und spüre, wie scheiße schwer es ist, Vergangenheit zu er-tragen!
Gehe durch den Schmerz hindurch, dies ist der Weg für dich.... das ist das einzige, was ich irgendwie fühlen kann, weiß und ich will mich nicht betäuben mit Medikamenten -  würde sie eh nicht runter kriegen...

fühle, wie es ist, nicht mehr zu sein, nichts mehr zu spüren....und er-kenne genau, was ge-wesen ist!

Und die Jahre vergingen
der Schmerz aber nicht -
die Dunkelheit nicht!

Die Hoffnungslosigkeit blieb
die Schmerzen kamen -
die Folge-Störungen auch,
mit den Er-krankungen,
die noch mehr Leben nahmen!

Ohne Kraft,
verging die Zeit,
die ich nicht mehr wahr nahm,
weil alles nur noch zeitlos war
und dunkel,
voller Schmerz
in und an mir,
alleine,
ohne Aussicht darauf, dass jemand oder etwas helfen kann -
ich nahm und nehme keine Medikamente,
weil ich weiß
dies hilft mir nicht,
den Schmerz in mir zu er-tragen
und diese Dunkelheit, die mich ver-schluckt -
mich tot macht
so sehr Leben nimmt,
welches ich langsam vergesse,
weil es so weit weg ist...

das alte Leben
eine Ewigkeit her -
eiskalt bin ich,
dem Sterben so nah
und nur für die Verantwortung, die ich trug
blieb ich da -
das war alles nicht zu er-tragen,
ist es nicht:
und trotzdem blieb ich,
spürte aber nichts -

Worte zu finden, die unaussprechlich sind für Taten,
die man an mir beging - dafür gibt es keine Sprache, keine Worte -
und das Unaussprechliche irgendwie wirklich machen, funktioniert nicht,
weil man die Sprache mir genommen hat,
mir nie vertraut hat,
mir nie geglaubt,
mich einfach vergessen, übersehen hat -
und mir immer wieder mitgeteilt, gesagt hat,
das, was du fühlst,
ist NICHT wahr!
Das, was du wahr-nimmst: stimmt nicht!
Deine Wahr-Nehmung: stimmt nicht!
DU stimmst nicht!
DU bist nicht wirklich wahr!
Sei lieb und gehorche - erst dann bist du DU -
und somit gefällst du mir, uns
vergiß DICH:
GENAU SO und NUR SO!  lieben wir dich!

Wer bin ich!? fragte ich mich,
vergrub mich in der Dunkelheit,
die mich gerne aufnahm, Willkommen hieß und mich ohne Kompromisse,
nie mehr verließ -
mir Traurigkeit schenkte
die mich einfach mit-nahm
zu-deckte, schluckte...

und mir damit Leben nahm!

Diese Dunkelheit macht traurig, einsam...
nimmt dich in eine Welt mit, die keine Namen, keine Freu(n)de kennt -
und dich so festhält, dass ein  Versuch, zu ent-rinnen dich immer wieder zurück reißt,
in seine Arme schmeißt, nur dort Ruhe findet, vor Erschöpfung,
kleine Schritte getan zu haben -
die kaum der Rede wert sind.
Aufstehen kann so schwer und so anstrengend sein, dass man sich einfach danach wieder hinlegt, nur für fünf Minuten...
und nur im Schlaf etwas Ruhe findet oder auch Frieden, mit dem Kampf des Nicht-Fühlens etwas Einigkeit findet in diesem Schlaf, der doch keiner ist...

irgendwann  ging es dann wieder, nach Jahren voller Schwere:
ich gehe eine kleine Runde spazieren...
fühle mich danach wie nach einem Marathon, bin trotzdem stolz auf mich,
dass ich es heute geschafft habe, den Tag zu leben, etwas zu fühlen, die Luft in meinen Lungen, meinen schnellen Herzschlag - ist das Leben!?

Ich sehe die Sonne, die sich in den Wolken bricht und einige Strahlen durch den Wald schickt...ich bleibe stehen und sehe es und Tränen laufen mir dabei über s Gesicht... ich fühle etwas Leben und fühle, wie etwas in mir zerbricht...
ich atme tief ein...
stehe da im Wald und habe das Gefühl, ich sehe das erste Mal seit Jahren wieder klar...höre die Vögel, die zwitschernd umher fliegen und ich bin das erste Mal seit langem berührt durch ihre Art, Leben zu leben...

ich gehe langsam weiter, spüre dann auch den Regen, der trotz Sonne die Erde nässt und meine Tränen mit seinen vermischt und fühle mich plötzlich so dankbar für diese Sonne, für diesen Regen...und meine Tränen, die mich plötzlich spüren lassen, was Leben ist. Und dann sehe ich diesen Regenbogen, so hell, so klar - wie eine Botschaft für mich! Die Dunkelheit ist nun nicht mehr stark, den du hast es geschafft...durch den Schmerz zu gehen, wieder Leben zu sehen..und nun beginnt es, das Leben verändert sich! Ich weine ...voller Erleichterung, weil ich nun weiß, es wird nun leichter..die Schwere ist er-tragbarer, beugt mich nicht mehr ganz...

Ganz erschöpft gehe ich zum Auto, kann heute einfach nicht mehr...aber das ist auch das erste Mal seit langem, insofern okay.
Heute IST ein Anfang, dachte ich... ein kleiner!

Und egal wie-viele An-fänge ich brauche,
ich er-lebe wieder Leben,
ich er-lebe wieder mich...

und alleine das gab mir wieder etwas Mut, mir selber zu ver-trauen, dass ich es kann -  wenn auch nur etwas, wenn auch nur irgenwie,  aber jeden Tag ein bisschen - UND dies reicht mir für JETZT!








mel alazza, 2018