Dienstag, 27. Juni 2017

hoch geflogen, tief gefallen - und irgendwie überlebt!





Ich flog so schön weit oben, dachte, ich hätte es geschafft, distanzierte mich immer mehr von dem, was mich umgab, von dem vagen Gefühl, was ich erlebt habe - wer ich war und ließ alle Ketten und Gefühle  und meine „Familie“ hinter mir…
und dachte, ich bin endlich frei!
Ich versuchte alles möglich zu machen, meinen Traum von Familie zu leben - Kinder zu bekommen, meine Liebe so umfangreich zu geben, zu studieren, zu arbeiten, trotz aller Schwere, allein erziehend für drei Kinder zu sein - und selbst das spürte ich nicht! Weil ich in einer Zukunft lebte, einem Schein von ´gut verdienen´, ´arbeiten zu gehen´ und Kinder zu haben, die fast erwachsen sind und ebenso einfach glücklich sind, mit dem wie und was sie sind…
Und als ich dachte, ich habe es geschafft, ich bin endlich frei, fiel ich herab, brach mir alles was geht und sein kann und landete tiefer als tief, in einem dunklen Loch, das meine Vergangenheit und somit mich umgab…
Ich konnte nichts sehen, nichts spüren, kämpfte um das Leben, was ich nicht mehr spürte…auch das Leben wollte ich eigentlich nicht mehr - aber was soll ich sagen!? Die Verantwortung für meine drei  - das Allerbeste in meinem Leben - zwang mich weiter zu machen, weil ich sie nicht verlassen konnte, ohne mich zu schämen, meiner Verantwortung nicht gerecht worden zu sein.
Also machte ich mich weiter, aufrecht hielt mich nur mein Verantwortungsgefühl, alles irgendwie hin zu kriegen war das Ziel…
Niemand sah es mir an, wie todunglücklich ich war, wie schlecht es mir ging, wie betäubt ich war, von dem, was mich in der Vergangenheit hielt und wie schwer es war, dies alles so zu sehen und zu fühlen… tiefer als tief zu fallen und nichts mehr zu haben, was einem mit Liebe und Mut füllt, weiter an ein Leben zu glauben, was positiv vielleicht mal sein kann. Es ging nicht um eine Depression, es ging um ein „am Ende sein“ von allem, was erlebt wurde und von allem, was ist.
Immer als stark gesehen zu werden, obwohl ich so schwach war mittlerweile und nichts mehr konnte, außer irgendwie zu atmen…wurde nicht gesehen. Hilfe anzunehmen, fiel mir so unsagbar schwer...und wurde auch fast nie gegeben. Oftmals saß ich am Tisch, stundenlang, konnte mich nicht bewegen, weil ich betäubt war von diesem ganzen schwierigen Leben und dieser heftig beschissenen Phase, die mich hier nun umgab. Ich konnte nicht mehr. Es ging nichts mehr. Mit Mühe absolvierte ich das Aufstehen, das Duschen, das Anziehen…. und fühlte mich danach, als hätte ich einen 26 Stunden Tag hinter mir und wusste, ich muss durch-halten, ich musste: die Kinder weg bringen, einkaufen gehen, Essen kochen..funktionieren!
Ich zog mich aus allem  und von allem zurück, spürte mich nicht mehr und trotzdem mehr,  als jemals zuvor, damit ich irgendwie funktionierte.
Wie sollte man das erklären, wenn man es selber nicht versteht?
Es geht mir nicht um ein Jammern, ging es mir nie. Es geht und ging immer darum, verstanden zu werden - wenn schon nicht „gesehen“, von den wenigen Kontakten, Freunde, die blieben. Vor allem  wollte ich mich selber verstehen …
Kontakte halten konnte ich nicht mehr, telefonieren, Gespräche, alles fiel mir so verdammt schwer, weil mein Kopf nicht mehr funktionierte… ich nicht mehr wahr war. Wie sollte dies jemand verstehen, wen ich dies noch nicht einmal verstand?!
 Die Zeit verging und ich begriff nicht, wie ich vorher in einem Hamster-Rad leben konnte, mit der Sorge um Studium, Arbeit, Kinder, Beziehung und den aufkommenden Erinnerungen und dem Ganzen, was Leben leben damals für mich war. Alleine zwei Termine am Tag schafften mich nun schon - wie habe ich bitte nur 6 geschafft davon: an einem Tag!? UND immer mit drei Kindern, weil ja meine Familie - und auch der Vaterdessen - keine war!? ich weiß es heute nicht, das einzige was ich weiß ist, dass ich nicht mehr ein „Versager“ sein wollte, das ich was erreichen wollte…ich einfach anders sein wollte, als das was ich  mal sein musste.
Ich wollte verstehen irgendwann, was da mit mir passierte - und warum.
Ich wusste, dass meine Kindheit scheiße war, gewesen ist - aber dieses unnormale war ja normal für mich - insofern sah ich nicht, WIE gravierend es wirklich gewesen ist… das Ausmaß dessen, ist mir glaube ich immer noch nicht ganz bewusst, weil ich zu tief drin stecke in den Folgestörungen dieser mannigfachen und facettenreichen Missbrauchs.- und Vernachlässigungszeit.
Ich wurde sexuell missbraucht und vergewaltigt. Ich wurde vernachlässigt. Ich wurde psychisch und seelisch schwer verletzt und traumatisiert…  Das kann ich nun sagen und es auch benennen - weil ich es verstanden habe, weil ich es auch endlich fühle und es auch weiß! Trotzdem ist es oftmals schwierig, dies alles zu be-greifen, weil einfach kein Ende in Sicht ist …kein Ende von aufkommenden Erinnerungen! Ich  - trotz allem - immer wieder neu lernen muss, mich selber zu schützen, vor allem in Situationen, die mich erstarren lassen und mich so wehrlos fühlen lassen … es passiert nicht mehr oft, kommt aber leider immer noch vor.
Ich verstehe immer mehr - und ich weiß auch, das für mich dieses „tief fallen“ sehr beschissen war - mir aber „mich“ gezeigt hat, mein Leben völlig zerstört und irgendwie vor allem in den letzten Monaten wieder neu formatiert hat.
Ich weiß nun schon etwas, über mich, über das, was ich irgendwie doch kann, obwohl ich alles, was mal wertvoll war für mich, verloren habe. Ich habe meine Träume verloren, meine Ziele und Wünsche und habe - und das war das Schlimmste daran - dieses „ich“ verloren, was ich dachte, was was kann.
Ich war im Irrtum.
Ich habe in einer Schein-Welt gelebt. Einem Schein dessen, was ich d a c h t e , was mich ausmacht, was ich d a c h t e , was ich bin und was ich D A C H T E erreichen zu müssen, um was zu S E I N.
Ich habe n i c h t  gefühlt. Ich war N I C H T.

ABER, ich weiß genau, das ich nun B I N.
UND ich beginne mich erst seit ca. einem Jahr zu spüren, zu fühlen, was bin ich  - und was kann ich. JETZT.
Darum geht es.
Ich musste anhalten, wurde rausgeworfen, mitten in einem Ozean voller Trauer und Verzweiflung und Mutlosigkeit, ohne schwimmen zu können. Ich bin ein paar Mal ertrunken, war fast tot.
Doch ich habe mich  - wie auch immer - an mir selber festgehalten, habe gelernt etwas zu schwimmen…zwar sehr langsam…und auch wenn ich auf der Stelle blieb, bekam ich Luft. JETZT. Ich konnte A T M E N. N U R  für mich. und das zählte nur…mehr gab es nicht…
Ich sah mir den Himmel an über mir. Seine Zeiten voller Schönheit und Ruhe, seiner Zeiten in einem heftigen Sturm… ich sah es, fühlte es. UND hielt mich weiter oben, japsend, wenn mich eine Welle umwerfen wollte und voller Wucht traf. Ich F Ü H L T E. Ich fühlte das Wasser um mich herum…die Kälte und Heftigkeit der Wellen, die tiefen Strudel unter mir, die mich immer wieder einluden, ihnen zu folgen, mich einfach hinab gleiten zu lassen… ich spürte sie… und hörte die Vögel, sah wieder nach oben und merkte, D A S ist Leben. Ich spürte L E B E N. Das allererste Mal. UND  A T M E T E.
Ich lerne mich kennen, fühlte meine Bewegungen im Wasser…schwamm und schwimme nun, wie ich es B R A U V C H E.  Ich M U S S  nicht mehr.
Ich K A N N, wenn ich W I L L…. und das ist der Unterschied zu früher. UND ich sehe wieder Land, brauche es aber nicht mehr, um Boden unter den Füßen zu haben…
UND ich weiß nun auch, dass ich kein Versager bin, das ich leben will - und das ich es auch wieder kann.
Und ich muss nun gestehen, was Besseres als dieser Zusammenbruch vor drei Jahren, konnte mir nicht passieren, auch wenn der Grund dafür einfach kaum zu ertragen ist:
weil ich nun - trotz der vielen Dingen, die mich durch vergangenes ausmachen, die ich erlebt habe - endlich sein kann, wie ich bin, wie ich jeden Tag mehr „ich“ werde.
UND wie ich B I N, lerne ich jeden Tag neu… das ist vermutlich - trotz aller Schwierigkeit und trotz aller Schwere, die auch noch I S T  - das größte Geschenk für mich.
UND natürlich hätte ich mir das alls anders gewünscht - doch es ist nun mal so, wie es
JETZT gerade I S T.


Sonntag, 25. Juni 2017

grenz-über-schrei-ten-des Verhalten!





Immer wieder passiert es, oft unbemerkt und nicht sehr sichtbar für andere - oder so sichtbar, das vor lauter Schock/Überraschung nicht oder nicht sofort eingegriffen wird…

grenzüberschreitendes Verhalten begegnet uns immer und überall - vor allem als Kind bzw. Kindern gegenüber!

Ein Beispiel: meine Tochter saß im Kinderwagen, war ca. 2 Jahre alt (ca. 1999) und eine ältere Dame griff meiner Tochter ins Haar und fasste es an und sagte, „was bist du süß“! Meine Tochter - die das schon häufiger erlebte und der ich auch schon versucht habe mitzuteilen, dass das nicht richtig war und sie niemand einfach so anfassen darf- zog die Hand der Dame von ihrem Kopf weg und sagte „Lass das!“ Dadurch, dass die Frau sich so schnell vorbeugte und Sharine anfasste, konnte ich überhaupt nicht so schnell reagieren, wie es meine Tochter tat und ich war überrascht durch diese klaren Worte und die Geste dieses kleinen Menschen - und platze vor Stolz darüber, dass meine Tochter es mit diesen Worten schaffte, die Frau von sich etwas zu entfernen! Die Frau sagte dann: “Was ist das den für ein Verhalten?“ und schaute meine Tochter böse an, ich trat dazwischen, sah die Frau an und tat so, als würde ich ihr in ihr frisch toupiertes Haar fassen wollen - diese wich entsetzt zurück und sagt, „Fassen Sie mich nicht an!“ Daraufhin schaute ich sie an und sagte:“ Und mit welchem Recht haben Sie meine Tochter angefasst? Niemand muss sich von irgendjemanden anfassen lassen - und erst recht keine Kinder von Erwachsenen!“
Daraufhin habe ich zu Sharine gesagt, wie toll sie das gemacht hat und wie stolz ich auf sie bin und das sie sich von niemand anfassen lassen muss!
UND bin dann weiter einkaufen gegangen --- dieses Erlebnis hat mich echt auch geprägt und mir bewusst gemacht, wie man seine Kinder stärken kann und wie toll Kinder sich dann auch so verhalten könne, wenn sie „Rückendeckung“ von denen haben, die sie lieben! Allerdings sind diese Momente auch so schnell passiert, dass eine Handlung oftmals erst verzögert eintritt - aber besser wie nie!
Die Dame hatte bestimmt was zum Nachdenken mit auf dem Weg bekommen, ich hoffe sehr, dass ihr das einiges bewusst gemacht hat - auch wenn sie es nicht böse gemeint hat, Sharine anzufassen! Aber ich bin fest davon überzeugt - und das haben mir meine Erfahrungen gelehrt, dass es genau da anfängt!
Und dies war nun eine fremde Frau - was aber passiert mit Menschen, die einem Nahe stehen, die man kennt - die man vielleicht liebt!? Und genau das ist der Punkt!
Fremden gegenüber sind „wir“ sowieso nicht so vertraut gegenüber, ggf. skeptischer und auch nicht sofort „nah“.
ABER, was ist mit dem Vater, der Stiefmutter - ggf. dem Opa oder dem Halb-Bruder?! Das Verwandtschaftsverhältnis spielt in diesem Fall nicht so eine große Rolle, sondern nur, wie nah eine Person einem Kind gegenüber ist und steht und wie sehr dieser in der Familie eingebunden ist.
Je näher eine Person einer anderen ist, desto stärker kann der Übergriff sein und desto machtloser wird der oder die Betroffene…weil man durch eigene Gefühle gehemmt ist, etwas gegen dieses Verhalten, gegen dieses komische Gefühl „etwas stimmt hier nicht“ zu machen.

UND das ist genau der Spielraum, den Täter brauchen, um sich ein Opfer zu schaffen und es so zu konditionieren, dass es alles zu lässt und aus Scham und Schuld jahrelang schweigt!

Das ist genau die Lücke, in der man präventiv eingreifen sollte - und muss - um vor allem Kinder jeglichen Alters vor Übergriffen zu schützen! Ich denke, dass dies nicht leicht ist, aber machbar und ich habe es versucht, mit meinen Kindern präventiv zu machen, was mir ganz gut geglückt ist!

Aber darauf gehe ich gerne an anderer Stelle nochmal ein!

Nun zurück zu einem aktuellen grenz übergreifenden Verhalten, welches mir letzte Woche passiert ist.

Ich habe einen Vortrag gehalten über mein Buch bzw. über das Thema „Folgestörungen nach Missbrauch“ und es gab unter den Teilnehmern einen Mann, der schon durch seine Art und Weise etwas auffiel…er kam etwas näher als ´üblich´, um mir die Hand zu geben zur Begrüßung und ich fühlte mich „etwas komisch“ dabei, spülte es aber weg, weil ich dachte, das ist nun die Aufregung vor meiner zweiten Präsentation usw. (von wegen der eigenen Wahrnehmung trauen!).

Als ich anfing mich den Teilnehmern zuzuwenden, merkte ich, dass mir die Nähe zu diesem Mann, der direkt vor mir saß, zu nah war und ich rückte meinen Tisch weiter nach vorne. Während des gesamten Vortrages fühlte ich mich angespannt, merkte immer wieder, dass die Blicke des Mannes intensiver waren - er mich quasi musterte - als von den anderen Teilnehmern.
Zwischendurch versuchte dieser auch mich zu „therapieren“, durch Andeutungen wie „Du weißt ja, was es bedeutet, wenn Dein Sohn Asthma hat usw.“ und da war für mich ein Punkt erreicht, wo ich ihn ansah und sagte: „ Es geht hier nicht um meinen Sohn und meinen Kindern geht es gut!“ Daraufhin verkniff er sich weitere Bemerkungen diesbezüglich und saß mit verschränkten Armen vor mir.

Nach dem Vortrag allerdings kam er zu mir und setze sich auf dem Tisch, auf dem meine Sachen lagen, ich stand dahinter und räumte diese gerade ein.
Ich war erledigt von diesem Vortrag und sehr angespannt, zumal ich ahnte, worauf es hinaus laufen würde - ich kannte dieses „vertrauensvolle zu mir setzen“ - und ich merkte, dass ich immer angespannter wurde.
Die Frauen waren weg, bedankten sich vorher bei mir und ich blieb alleine mit dem Mann.
Dieser beugte sich etwas weiter vor und sagte, dass er sich nicht zutrauen würde, mich zu behandeln, aber er eine gute Therapeutin wüsste, da meine „Probleme“ zu hoch für ihn wären….ich wurde stumm durch so viel Dreistigkeit und schaute ihn an.
Er gab mir einen Zettel und sagte, ich soll doch mal seine Dozentin anrufen, die könnte mir bestimmt helfen… ich wusste, dass ich ihn „nett“ nicht los werden würde und sagte danke, steckte den Zettel ein und versuchte beschäftigt zu wirken.
Daraufhin sagte er, er hätte auch durch ihre Behandlung 15 Kg abgenommen und vielleicht könnte die mir auch mit meinem Übergewicht helfen… ich merkte innerlich, wie ich rot wurde und wütend, konnte aber nicht reagieren und sagte gar nichts (von wegen Folgestörungen…), weil ich so geschockt war darüber, so was zu hören, ohne diesen Mann privat zu kenne, oder ihn um Rat bzw. Hilfe gebeten zu haben!
Er ging dann kurz danach und ich merkte, dass ich anfing zu zittern, weil ich so wütend war auf mich selber nicht so reagieren zu können, wie es normalerweise angemessen gewesen wäre, nämlich diesen Mann in seiner ganzen narzisstischen und auch grenz übergreifenden Weise mit Worten abzuwehren!
Ich war wütend auf diesen Typen, der mein Übergewicht unangemessen anspricht und mich ungefragt analysierte UND mir dann noch ungefragt eine Therapeutin quasi anbot, um mich „behandeln“ zu lassen! Ich hatte weder um eine Analyse bzgl. meines Traumas noch meines Gewichtes gebeten, noch um Hilfe - ich wollte nur erzählen, wie es ist mit den Folgestörungen von Missbrauch zu leben!

Nach ein paar Minuten merkte ich, dass es besser wurde, ich mich aber vor so was noch mehr und auch besser schützen muss und dachte, prinzipiell dürfte ich nicht alleine sein in so einer Situation und dass ich es erzählen würde und müsste, um nicht wieder in so einer Situation zu kommen.

Solche Menschen wie dieser Mann waren mir schon öfter begegnet - Menschen, die sich im höchsten Maße profilieren müssen, um sich selber zu beweisen, was sie für ein toller Typ sind und dann ungefragt andere in einer etwas anzüglichen Art und Weise - und sehr großzügig und etwas von oben herab - Hilfe oder Rat anzubieten. UND natürlich nichts davon merkten oder wussten, dass sie sich so anderen so gegenüber verhalten!

Ein Resumé des Ganzen ist, dass ich etwas mehr Platz einnehmen werden zwischen den „Zuhörern“ und mir und dass ich noch besser lernen muss, meiner Wahrnehmung zu vertrauen UND mich verbal noch besser zu „vertreten“ UND anzugrenzen.

Auch wird in meinem Flyer ein Satz stehen zum Schluss, in dem ich darum bitte, weder therapiert zu werden während meines Vortrages, noch Adressen von Ärzten etc. benötige, um „geheilt“ zu werden.

Einen allgemeinen und positiven und auch gesunden Austausch finde ich gut und bin ich für, allerdings nur dann, wenn es nicht „gönnerhaft“ ist und von oben herab - und darum gebeten wird oder der Anlass demzufolge auch da ist.

Gerade und speziell so ein Verhalten gibt es massenhaft, weil sich viele Menschen erst dann besser fühlen, wenn sie sich über andere stellen können, in welcher Weise auch immer.

Auch das ist grenzüberschreitendes Verhalten, eher verbal als körperlich und doch im höchstem Maß verletzend.

Es ist wichtig die Menschen darauf zu sensibilisieren, dass es eine Art von Nähe gibt, welche verletzen kann und das nicht alles was man denkt, gesagt werden muss - außer man wird darum gebeten!

Donnerstag, 22. Juni 2017

erschöpfte Tage…





Manchmal habe ich so erschöpfte Tage, da weiß ich einfach nicht, wohin mit mir…
da bin ich so erschöpft, da stehe ich mir selber im Weg… bin in Gedanken schon weit weg,
stehe nicht mehr hier.
An erschöpften Tagen, nervt mich der klingelnde Postbote, das Paket der Nachbarin, der Rasenmäher von gegen über und ich wünschte mir, ich wäre irgendwo in Stille, hätte Ruhe vom Leben,
oft auch Ruhe vor mir!
An diesen Tagen, kann ich kaum aufstehen, ein „müssen“ scheint nicht zu vergehen und die Pflichten drücken mich nieder, wie der größte Hinkelstein, der nie zu heben ist - und Obelix ist nicht in Sicht!
Ich bin erschöpft, kaputt von den alltäglichen Alltäglichkeiten, den Pflichten und den Aufgaben und wünschte mir oft, ich müsste etwas weniger tragen, etwas weniger betroffen sein.


Sonntag, 18. Juni 2017

FAST N I E

FAST N I E !




Fast N I E
denke ich an meine „Ursprungsfamilie“…


an meinen Vater, der nie für mich einstand, aber mein Held als Kind war, mit mir Fußball spielte, ich mich so sehr geborgen fühlte...


an meine „Mutter“, die mich verkauft hat… der ich immer irgendwie im Wege stand, sie mich ablehnte und nie geliebt hat…


an meine Brüder, die nun beide erwachsen und so unterschiedlich sind, aber auch nie „da“ waren, auch wenn sie so jung an Jahren waren und sind -


an alle die, die ich liebe und geliebt habe, ein Teil meines Lebens waren, manchmal emotional immer noch sind…


vor allem an meinem Opa, der noch lebt, aber zu seiner Tochter steht -


und an meine Oma, die nicht mehr lebt,
aber so sehr meine „Mutter“ war, sie mir über alle Maßen fehlt…


Fast N I E


denke ich an sie


und fühle mich ohne Ursprung manchmal so leer,
so schutzlos und verloren -


wie ein Baum ohne Wurzeln… und werde traurig
weil ich mir verloren vor komme,
einsam , ohne ein Standbein zu meiner Vergangenheit -
und ohne die Gewissheit,
dass daran jemals was zu ändern ist.


Es ist, wie es ist -
ich habe mich entschieden, für mich, für Leben, für meine Kinder, die mit einer guten Wahr-nehmung aufwachsen sollen, mit einem Leben und der Sicherheit, dass das, was sie fühlen und erleben, wahr ist! UND mit dem Wissen, dass ich es auch bin, immer, egal was passiert - ich bei ihnen bin.


UND ich habe mich dagegen entschieden, gegen die Wahrheit einer Familie, die immer alles unter dem Teppich kehrt, niemals wirklich wirklich ist und alles immer nur verwischt und sich selber dabei nie vergisst, immer so ätzend neidisch auf andere ist und dabei dem Alkohol so zugetan ist…
Es ist okay, wie es ist -
trotzdem,


fast N I E


denke ich daran, wie es wohl wäre, Wurzeln zu haben, kräftige, stämmige Wurzeln, die mich halten können, wenn mal ein Sturm droht, ein Sturm ist…und vergesse dabei oftmals, dass sie mich nicht nur einem Sturm, sondern einem Orkan ausgesetzt haben, ohne Rücksicht auf mich…


und dann weine ich und mit Tränen im Gesicht sehe ich wieder die Wahrheit und alles genau so, wie es ist:
Ich bin, nur durch mich, ohne sie, lebe ich und fühle mich und gebe meinen Kindern die Wurzeln, die ich fast N I E so vermiss…


Fast N I E


bin ich traurig, emotional,
bedauere alles, so wie es ist, bevor ich die Wahrheit wieder fühle, wieder erkenne, kräftig durchatme und wieder aufstehe, um weiter zu machen, die Wurzeln für meine Kinder zu stärken - die auch mir selber irgendwie Halt geben - , um einfach weiter zu leben, so wie es nun ist und mit dem Wissen, dass dies nie mehr zu ändern ist!


Du wirst vermisst


Wieder ein trauriger Jahrestag...wieder ein erneutes Jahr -
und immer noch fehlst du mir,
jeden Tag!

Immer noch habe ich den Impuls, dich anzurufen, deine Stimme zu hören,
dich um Rat zu fragen oder einfach nur, um bei dir sein, ohne Grund…
einen Tee mit dir zu trinken, wenn auch vielleicht auch nur, um kurz ´Hallo´ zu sagen…

Du fehlst mir, jeden Tag!

Und ich weiß, es ist schon viel zu lange her, um noch zu weinen…
und trotzdem weine ich, weil ich dich verloren habe,
du für immer weggegangen bist
und
wir keine Zeit mehr haben, um uns auszutauschen, ich dir so vieles nicht erzählen kann - 

ich nun keine Oma mehr habe, die am Leben ist….

UND egal was passiert,
es ist, wie es ist:

😢



du wirst immer noch vermisst…

Freitag, 16. Juni 2017

gebrochene Flügel




gebrochene Flügel

Ich ziehe mich mit letzter Mühe Schutz suchend unter einen Baum, halte meine sonst so farbenfrohen Flügel
mit schmerzverzerrtem Gesicht feste bei mir; sie sind völlig verschmutzt, dreckig; die wunderschönen Farben total beschmutzt!
Ich kann nicht mehr fliegen, bin abgestürzt, so tief…
und so feste auf dem Boden aufgeschlagen,
dass alles in mir wie betäubt, zerbrochen ist. Wo bin ich!?
Nach Hilfe rufen, bringt mir nichts -
es wäre keiner da, der meine stummen Schreie hören würde -
ich kenne keine Worte mehr. Ich bin verstummt.
Wie betäubt sitze ich unter dem schützenden Baum und lehne mich an den dicken, alten Stamm… er stützt meine kaputten Knochen, meinen kaputten Körper gerade so, dass ich nicht weiter zu Boden sinke.
… ich bin innerlich zerbrochen.
Ich bin vom Weg abgekommen, verloren im Nirgendwo.
Weiß ich nicht, wo ich gerade bin.
Ich  versuche meine Flügel zu bewegen, doch auch sie bleiben ungewöhnlich stumm.
Ich habe keine Möglichkeit, dieser Situation zu entkommen…ohne fliegen zu können!
Der Sturm wütet weiter, ich kann ihn heulen hören!
Der Regen peitscht weiter um mich, um diesen alten Baum herum, schnelle und helle Blitze zucken am Himmelszelt, der Donner grollt hier und dort und überall - ich sehe nichts, so dunkel ist es um mich herum, lehne mich an den Baum, lasse die wartenden Tränen weinen.
Es sieht mich keiner
und ich sehe niemanden,
bin alleine.
Tief getroffen durch diesen Absturz weiß ich nichts mehr. Ich weiß nicht, wo ich bin. Wie ich fort kommen soll - ich kann nicht mehr fliegen…
Seit Tagen dauert das Gewitter an, der Regen wird mein Durstlöscher … säubert mich sogar etwas von dem ganzen Dreck und Matsch auf mir.
So gut es geht, versuche ich mich aufzurichten… ganz langsam geht es, trotz so starker Schmerzen. Ich sehe den Ast über mir…und zweifel daran, dass ich den jemals erreichen kann! Mein Selbstwert ist dahin… zusammen mit meinem Fluginstinkt. Ich setze mich wieder hin und versuche es später wieder...und achte ängstlich auf die Gefahren der wilden Tiere um mich herum. Ich bin ein Kind des Waldes, aber am Boden ist es gefährlich, sogar für mich!
Wieder ein paar Tage später habe ich es geschafft, ein in der Nähe liegender, kaputter Ast half mir hinauf in die Sicherheit des Baumes, auch wenn es nur der erste starke Ast des Baumes ist, sitze ich nun sicherer, als auf dem Boden. Ich werde auch nicht mehr nass und ganz langsam, wärmen sich meine Glieder. Ich spüre immer noch nichts, die Sonne blendet meine Augen, mein Kopf tut weh´ - immer noch erkenne ich keine Richtung, keinen Weg, sehe niemanden.
Aber es fühlt sich nun etwas besser an, auch wenn es noch sehr schmerzt. Ich schäme mich, weil ich abgestützt bin. Wie soll ich den anderen je wieder unter die Augen treten!? NIEMAND stürzt ab - alle fliegen und schaffen den Alltag, ihre Arbeit und unterstützen den Staat!
Ich schließe die Augen und versuche erneut, die Flügel zu bewegen, wenn auch unter starken Schmerzen, geht es nun… ganz langsam breite ich sie aus - sie sind gebrochen vom Sturz, der Riss ist gut zu erkenne, wenn er auch langsam heilt… wie lange muss ich hier noch bleiben, frage ich mich und sehe nicht die Sonne, die langsam über den Himmel kriecht, auch deren Wärme erreicht mich nicht. Die großen Blätter des Baumes bedecken mich…
Wieder ein paar Tage später versuche ich noch höher zu kommen, langsam und vorsichtig merke ich, dass  mein Kopf nicht mehr schmerzt, ich auch meine Arme wieder bewegen kann und drücke mich langsam, Ast für Ast höher hinauf, näher zur Krone des Baumes hin… es wird luftiger, Dreck fällt von meinen Flügeln, meinem Körper…ganz langsam erkennt man wieder die, die in mir ist -  und ich sehe, dass vor mir plötzlich die Vögel sitzen…bunt zwitschernd und emsig plaudernd mit ihren Freunden fliegen sie von Ast zu Ast - wieso habe ich sie vorher nicht bemerkt!? ich will auch wieder fliegen, denke ich und setze mich, lehne mich an den Baum und sehe ihnen bewundernd und neidisch zu. Nanu, denke ich, wie furchtbar! Ich bin neidisch… so was kenne ich von mir gar nicht. Verwundert schüttel ich langsam den Kopf, ich und neidisch… und wieder geht mein Blick zu den prächtigen und zwitschernden kleinen Tierchen über mir…  Stunden später werde ich wach und wunder mich, dass ich das erste Mal seit Tagen richtig geschlafen habe… es fühlt sich gut an, wunderbar und frisch  - und nun merke ich, dass ich die Sonne auf mir spüre!
Es ist warm, ach, wie schön das ist  - und wie sehr habe ich das vermisst!
Ich freue mich, auch dieses Gefühl habe ich vermisst. Die Dunkelheit spüre ich nicht mehr und wieder versuche ich meine Flügel zu strecken - es geht und ich strecke sie ganz weit von mir, bewege sie ganz langsam und stelle fest, ich höre sie wieder! Leise flüstern sie mit dem Wind, wollen wieder fliegen - doch die Angst wieder zu fallen lähmt die Freude des Moments und ich lehne mich wieder an den sicheren Schutz des Baumes an… Irgendwas hat sich verändert, ich bin anders - nicht mehr so frei.
Und ich habe Angst!
Das hatte ich noch nie - nie konnte es hoch genug, nie wild genug sein - bei allen Sachen war ich stets dabei… UND nun, nun habe ich Angst abzuheben, eine normale Bewegung zu machen, einfach nur zu fliegen… Tränen liefen meinem Gesicht hinunter, sie wollten gar nicht mehr versiegen …
Ich blieb weiter sitzen in der Baumeskrone, sah den anderen Fliegern zu - sah aber niemanden von meiner Art. Sie sind wohl alle weiter geflogen, niemand hat auf mich geachtet… ob sie mich vermissen werden? …
Ein paar Tage später, ziehe ich mich wieder einmal nach ganz oben, so wie jeden Tag in den vergangenen drei Wochen.
Ich spüre den Wind um mich herum, wie er mich tragen will, mir zu flüstert, nun komm… Wie automatisch breiten sich meine Flügel aus und ich muss feststellen, dass sie ganz anders aussehen, als zuvor, sie viel bunter, farbenfroher sind und glitzern in der Sonne - wo kommt das nun her? frage ich mich perplex. Ich sehe nach oben und der Drang einfach zu springen überkommt mich so plötzlich, dass ich erschrecke und lachen muss… okay. Ich versuche es… und ein langer Seufzer entfährt mir. Meine Stimme ist langsam wieder da, okay, dann JETZT und atme tief ein… ich stelle mich hin, breite die Flügel nun vollständig aus und stoße mich ab -  und falle!
Ich habe Angst und sehe den Boden rasend schnell auf mich zu kommen und plötzlich weiß ich, ich will nicht mehr auf dem Boden liegen! Erinnere mich, wie es ist zu fliegen und beginne zu fliegen, ich spüre den Wind, der mich trägt und meine Flügel, die mich höher tragen… ich sehe den Baum unter mir, rufe ihn meinen Dank zu! Ich erkenne keinen Weg, dieser Ort ist mir völligst unbekannt - und habe das Gefühl, Angst und Erregung kommen auf, habe aber dann die Erkenntnis! Ich suche einen neuen Weg für mich, meinen eigenen, nur für mich!
Ich freue mich, fliege hoch und höher, merke zwar, dass ich noch schwach bin - aber ich weiß nun, dass ich es noch kann! Ich KANN wieder fliegen, auch wenn meine Knochen noch nicht völligst ausgeheilt sind, ich noch Schonung brauche, vielleicht Angst habe vor dem, was kommt, ich nun ganz anders bin...
Aber nun weiß ich, dieser Sturz machte Sinn -
und ich merke nun, dass UND wie sehr ich doch am Leben bin!
Und ziehe meine Kreise, hoch und höher hinauf, um meine eigene Freiheit und die Wärme der Sonne zu spüren!

Ich gebe nicht mehr auf!

Dienstag, 13. Juni 2017

Sonnenstrahlen

Sonnenstrahlen

Jedes Fleckchen Erde,
egal ob nah, egal ob fern -
egal wo und egal wann -
wird erreicht von den Strahlen,
die die Sonne in jedes Fleckchen tragen…

oftmals ist es unertragbar, unerreichbar
nie zu Ende…
doch jede Sonnenstunde wieder,
versuchen sie es erneut,
das Tabu zu brechen
und
das Dunkel zu erhellen, erleuchten!

Wärme zu schenken und Wärme zu geben,
 ohne Aufgabe immer und immer wieder neu
und
einfach nur, um da sein
einfach nur, um zu scheinen!

Egal wie dunkel es dann ist,
aussichtslos erscheint…
es wird immer wieder hell,
die Strahlen gehen immer wieder mit -

und dann kommt auch mal eine Zeit
in der den Strahlen die Dunkelheit weicht
Sonnenmomente das Herz erreichen:
es wärmt, Sonne hinein lässt

und das Leben wieder richtig scheinen lässt…

mit-gehangen, mit-gefangen

mit-gehangen, mit-gefangen

..wieder einmal setzt er sich zu mir an die Koje,…
 wieder einmal werde ich ganz klein, steif, kalt, regungslos und ´schlafe´ weiter, mit der Hoffnung, er geht wieder … ich zieh mich in mir zurück und merke schon die erste Berührung nicht mehr, die er vorsichtig versucht auszuführen -  ohne viel Lärm zu machen, damit niemand es merkt, wie er langsam den Reißverschluss des Schlafsacks öffnet… seine Hand ihren Weg zu meiner Haut sucht, dabei Hindernisse wie Schlafsack und Nachtwäsche einfach leicht zur Seite schiebt und sich seinen Weg sucht, … unsichtbare und sehr tiefe Narben auf mir hinterlässt, die niemand heilen kann..
Er sucht weiter seinen Weg zu mir, meiner Haut, meinem Körper, meiner Seele, meinem ICH, das verschwindet, unsichtbar wird … unnahbar…
aber vor allem zu meinem Körper, der nichts mehr spürt und nur noch klein ist, unscheinbar nicht gefühlt wird, immer nur als dreckig empfunden wird, als zu groß, zu plump, zu seltsam, zu anders, zu auffällig…. Zu alles…was auch immer.
Ich bin nicht alleine da, da in diesem Vorschiff und versuche daran zu denken, ihn schützen zu müssen – für immer. Dies ist meine Pflicht, niemand darf ihm zu nahe kommen, ich muss aufpassen… und lieber er fasst mich an, als ihn… lieber ich bin diejenige, die dran ist, als er… er soll nichts haben, was ihn so leer macht wie mich, sich immer und überall unsicher ist, so sehr tot innerlich…so sehr betrogen von Leben, so sehr betrogen…von einer Mutter, die da ist, die nichts sieht und nur fühlt, dass ich von ihm angestarrt werde, betätschelt, wohlwollend und sie vor Eifersucht fast zerspringt und vielleicht von meinem eigenen Ich, welches spürt und nicht verschwunden ist und Reaktionen dieses Körpers hervorruft, Reaktionen, die ich mir nicht erklären kann, Reaktionen, die nicht sind und sein dürfen, mich so elendig und qualvoll verraten… meinem Ich ihm aussetzen, ohne Halt und ohne Aussicht auf Hilfe, von irgendwem.
Ich versuche mich anzupassen, ignoriere diese Angst, die immer da ist, vor allem, wenn er da ist und auch sie, ich versuche zu vergessen, mich ´wegzulesen´ in fremde Welten und Abenteuer und diese zu bestehen, obwohl sie nicht meine sind und vergesse die Tage, die so schrecklich sind, dass niemand dies hören mag – verstehen kann. Und diese Nächte, in denen er zu mir kommt, bis es auch am Tage passiert und ich keinen Schutz mehr habe – unerreichbar werde für so viele, für alle - aber ganz besonders für mich selbst.
Ich bin ich und auch so sehr wieder nicht, niemand sieht mich, so wie ich wirklich bin… dieses Überleben in einer Welt, die nicht meine ist und in der ich, für immer verloren bin…
Und er fasst mich an, wandert über meinen Körper, atmet leise ein und leise aus, atmet immer komischer, seltsamer für mich, tastet sich weiter hervor und berührt mich da, wo niemand es sollte, fährt hinein, verharrt und zieht seinen Finger wieder heraus…mutiger mit der anderen Hand nun ebenfalls unter dem Schlafsack, ganz nah bei mir.  Er berührt meine Brust, die einfach so reagiert, ohne, dass ich das überhaupt will, mich so sehr irritiert  -  Ich liege da und bin auch nicht da, schreie so tief in mir dran, dass ich platzen müsste, habe das Gefühl zu sterben und bin irritiert, wie laut mein Herz doch klopft, ich also doch nicht tot bin, aber sonst noch da bin… und wieder öffnet er meinen Schlafsack weiter als bisher und schiebt mein Oberteil nach oben, küsst meine Brust und leckt sie so eklig mit seiner Zunge ab, während die andere Hand mich weiter unten, weiter und tiefer berührt…
ich bin dreckig, immer noch starr und wenn ich die Augen weiter zu lasse, ist alles gar nicht wahr…
Ich bin einfach gar nicht da -


Samstag, 10. Juni 2017

noch 14




Ich liege in der Plicht des Segelschiffes am Boden, abgestützt durch meine Füße auf der rechten Seite der Sitzfläche, unterhalb des Ruders in der Schräglage des Schiffes, auf dem Weg nach Dänemark.

Ich bin müde vom Aufpassen und es ist sicherer Tag. Ich will schlafen, bin so müde und leer…

Sommerferien.

Ich trage eine kurze, abgeschnittene Jeans, ein T-shirt und ein Pulli darüber, es ist frisch an Bord und es geht ein Wind, der das Schiff gut voran treibt. 

Wieder einmal segeln wir - weg von allem, irgendwie auch weg von mir und wieder etwas entfernt von einem sicheren Hafen…

und der Wind versetzt das Schiff in einer Lage, in der Flexibilität gefordert und Erfahrung vorausgesetzt ist und wird… ein ist ein gechartertes Segelschiff, weil anderes erkundet werden soll - auf nach Dänemark heißt es in diesem Sommer… eine glückliche Patchwork Familie sieht man da, alle im Einklang - was für eine Harmonie… und der Wind treibt uns alle stetig voran, dem unbekanntem Ziel entgegen: auf zu den Kreidefelsen!

Irgendwann bemerke ich, dass er sich genau dort hin setzt, wo meine Füße sind und weiß, ich bin nun nicht mehr in Sicherheit, denke daran aufzustehen - aber hier wird er es nicht tun, mich einfach anfassen, es ist Tag!

Er hält das Ruder lässig mit einer Hand, den Fuß abgestützt an dem Eingang zur Plicht, lässig und völlig entspannt.
Es ist helllichter Tag und meine Mutter ist mit meinem Bruder unter Deck, bereitet Getränke wie Cuba Libre für ihn zu und reicht es ihm an, ein paar Snacks - mundgerecht geschnitten -  anbei. Sie macht Essen und mein Bruder malt unten am Tisch. Eine lockere Unterhaltung zwischen den beiden… ich bin froh, sie bemerken mich nicht, ich kann einfach hier liegen… die Sonne wärmt mich - endlich -  und ich fange an, einzudämmern.

…ich bemerke, dass er mich anfasst, durch meine kurze Jeans versucht er an meinen Intimbereich zu kommen, was nicht gelingt. Er redet weiter mit meiner Mutter, als ob nichts wäre - ich bin schockiert, stocksteif liege ich da, kann mich nicht bewegen, bin erstarrt, erstarrt in mir, im Denken und Fühlen… denke, das kann es doch nicht sein, es ist hell - sie ist unten und da und sieht mich hier liegen… es kann doch nicht sein; ich versteife, ziehe meine Beine an mich, meine Gedanken schreien, doch ich bliebe stumm, kann nichts tun und sagen und mich nicht mehr bewegen, auch meine Augen blieben geschlossen - ich will es nicht sehen, nicht wissen. Er macht langsam meinen Reißverschluss der Jeans komplett auf und fährt mit einem, nein, mit zwei Finger an meinen Schlüpfer vorbei, hält ihn mit einem Finger an die Seite und fährt mit dem anderen in mich, immer wieder…. dann macht er eine leichte Bewegung mit der anderen Hand, tut so, als würde er sich anders hinsetzten und macht meine Beine etwas weiter auseinander, …  die Zeit hält an,  ich spüre alles und nichts und schäme mich so - fühle mich schuldig, wieso sieht sie mich nicht!? 
Wieso bitte hilft sie mir nicht!? 

Ich kann mich nicht bewegen und schreie so laut in mir, dass mein Kopf platzt und kriege keinen Ton heraus…

... ich habe solche Angst erwischt zu werden, und wieder fallen mir ihre Kommentare ein… wieder verantwortlich dafür zu sein, dass sie nicht glücklich werden kann, durch mich. Ich halte den Atem an, wann ist es vorbei… wieso tut er das!?

...ich verstehe das nicht, reicht es nicht, dass er nun morgens und abends zu mir kommt, mich „weckt“, trotz Schlafsack!?

Ich habe Angst, erwischt zu werden und wünsche mir doch nichts sehnlicher, als das „das“ passiert und „das“ endlich aufhört - ich will in Ruhe gelassen werden… ich will Leben und doch ertrage ich es nicht, will aus dieser Familie raus und bleibe nur, um meinen Bruder zu schützen, damit er nicht so viel Prügel bekommt, sondern nur ich - ich bin älter, muss auf ihn aufpassen, er ist mein Bruder. Ich bin verantwortlich … 

und trotzdem, ich will tot sein ... 

ohne diese ständige Schuld und Angst in mir, mich nicht sicher fühlen zu können, nirgendswo Hilfe bekommen können…

Ich bin ein Haufen Dreck, nutzlos, fühle mich schmutzig, will nur noch weg… 

und fliege hoch hinauf, sehe mich selber liegen und lache mich selber aus - 
bleibe du mal da unten hilflos und stumm liegen, 
ich fliege einfach höher hinauf -  dann muss ich auch nichts mehr spüren

… ich steige hier nämlich aus!


Es ist fast der 08.08.88 - ich bin fast 15.

Dienstag, 6. Juni 2017

"einfach nur MEL"

…einfach nur „Mel“!

Seit jeher fühle ich mich nicht gut, wenn jemand mich bei meinem Geburtsnamen „Melanie“ ruft - auch das Schreiben meines offiziellen Vornamens und das benennen dessen bei jemanden, den ich kennen lerne, geht es mir nicht gut. Schon immer nicht, aber gespürt habe ich es einfach nicht so. Zumindest nicht sehr bewusst. Aber spüren und fühlen ist ja in Bezug auf meine eigene Wahrnehmung eh´ein großes Problem...

Das Namen generell traumatisierend sein können, war mir ebenso nicht bewusst - und davon gehört hatte ich auch noch nie.
Logisch erscheint es mir nun, aber es war nie in meinem Gedanken oder hatte ich auch nie irgendwo gelesen etc. und ich dachte, das würde nur bei „Zeugenschutzprogrammen“ oder Transsexualität etc. greifen. Doch dem ist nicht so.
Ich war sehr überrascht, dass ich nun seit ca. 8 Monaten immer mehr darüber erfahre und je mehr ich darüber weiß, desto klarer wird es mir, dass ich dies anstreben werde.

Meinen Nachnahmen bin ich ja schon „los“ geworden durch meine Heirat, was ich damals als sehr wohltuend und erleichternd empfand, diesen verhassten Nachnahmen endlich los zu sein.
Als ich nun davon erfuhr, dass dies ggf. auch bei meinem Vornamen möglich ist, war ich erst erstaunt - dann habe ich gedacht, vielleicht trifft es auch auf mich zu, dies machen zu können!?
Nach einigen Recherchen im Internet (verschiedene Foren und Seiten) erfuhr ich dann, dass dies auch bei Menschen möglich ist, die betroffene sexueller Gewalt sind und wo der Name traumatisierend ist.

Kostenpunkt bis ca. 500 Euro.
Also habe ich herausgesucht, wo ich hin gehen müsste, um mich darüber zu informieren und erfuhr dabei, dass die Stelle die für den "Kirchenaustritt" z.B. zuständig ist, auch z.B. für Namensänderungen zuständig sind.
Da ich sowieso aus der Kirche austreten wollte, war dies stimmig und ich ging da mal hin im April 2017, trat aus der Kirche aus und besprach mein Anliegen mit der Sachbearbeiterin.

Leider ist es so, dass diese nicht sehr positiv darauf zu sprechen war und u.a. sagte, dass sexueller Missbrauch ja nichts außergewöhnliches wäre und ob dies nun auch befürwortet werden würde, würde sie in Frage stellen! Auch wäre es ja nun so, dass ich schon 43 Jahre mit diesem Namen leben würde und es auf die „restlichen paar“ Jahre nicht so ankommt - Wortlaut!

Äußerlich war ich gefasst und versuchte wieder - ganz sachlich und emotionslos - zu erklären, dass mir sehr bewusst ist, was und das da Gegenargumente kommen würden, dies aber jedes Mal ein Problem für mich darstellt und mich retraumatisiert.
Dies ging noch einige Male hin und her, bis ich für mich merkte, das reicht nun und ich völlig verunsichert dieses Büro wieder verließ - nicht verunsichert darüber, dass ich das anstrebe, aber verunsichert darüber, dass ich das alles wirklich so empfinde! Als ich da raus war, bekam ich eine Panikattacke, Atemnot, mir wurde übel und schlecht und ich dachte, ich müsste mich übergeben usw. - versuchte, so schnell wie möglich zum Auto zu kommen , um dort wieder etwas zur Ruhe kommen zu können.

Nach einer Viertelstunde fuhr ich nach Hause und war erst einmal durch für den Tag - ich kam mir wieder vor, als könnte ich meiner Wahrnehmung nicht trauen und dieses „Sie leben da ja nun schon 43 Jahre mit“ usw., empfand ich als einen Schlag ins Gesicht - wurde aber wieder stumm, weil ich mich weder ernst genommen fühlte und dieser erlebte Missbrauch quasi mit ihren Aussagen herunter gespielt wurde von der Sachbearbeiterin - dabei geht es mir nicht um Mit-Leid, sondern einfach nur um Verständnis und Empathie, was man besitzen sollte, wenn man in einem öffentlichen Büro mit Menschen „arbeitet“.

Ich brauchte einige Wochen, um dies für mich zu verarbeiten, schrieb einen Brief zu dem Erlebten an die Sachbearbeiterin (noch nicht weggeschickt), um dies besser für mich zu verstehen und dachte weiter darüber nach.

Auch sprach ich mit meiner Therapeutin darüber, die dies absolut befürwortet und die Reaktion der Sachbearbeiterin auch für nicht sehr positiv hält.
Ich war sehr erleichtert, dass meine Therapeutin dies für mich als ebenso wichtig erachtet und sie sagte mir auch zu, diesbezüglich gerne ein Schreiben zu verfassen.
Das bestärkte meine geschwächte Wahrnehmung wieder etwas, gab mir Halt und erleichterte mich - ich wurde verstanden!

Seit Jahren schon werde ich einfach nur "Mel" gerufen und das fühlt sich auch sehr stimmig für mich an - und gut!
UND heute weiß ich, ich bin: „einfach nur MEL“!

UND dieser andere Schritt bzgl. Namensänderung, der kommt nun ebenfalls auf mich zu, aber erst im nächsten Jahr vermute ich und wenn ich wieder etwas mehr Kraft habe, um diesem Stress entgegen zu treten.

Dieses Jahr ist schon Wirbel genug mit dem OEG-Verfahren, (ein erneutes Unterhaltsverfahren) sowie mein Buch sorgen schon für genug Wirbel.
Außerdem habe ich an der Studie für Betroffenen von PTBS in Berlin teilgenommen , der Charité, sowie Fragen beantwortet für die Aufarbeitungskommission von sexuellem Missbrauch, ebenfalls in Berlin.
Auch werde ich nun vor verschiedenen betroffenen und nicht-betroffenen Menschen und Berufsgruppen mein Buch vorstellen und dies präsentieren bzw. über die Folgen von sexueller Gewalt sprechen…
Für ein Jahr reicht das erst einmal ;-)

Montag, 5. Juni 2017

Alles ist prima

Alles ist prima. 

Mir  geht es gut. Ich absolviere Leben. Erledige die Dinge des Alltags.
Arztbesuche, zum Stammtisch…

Ich bin froh. lerne, wie es ist zu leben, so, wie es gerade ist.
Es funktioniert wieder. Ich funktioniere wieder. Ich kann es wieder… 

Mache Papiere, erledige Telefonate, bereite das Mittag essen vor. Es läuft.

Ein Anruf.


....und ich bin durch. bin plötzlich im Tief drin, komme nicht mehr an mich dran, schwitze, friere. wo bin ich, was wollte ich!? 
Weiß nicht mehr, was ist und was gewesen ist. 

Ich bin weg, kaum spürbar, völligst müde und irgendwie nicht mehr da… Nebel macht mich nicht mehr fassbar, Watte im Kopf löst das Denken ab, ich fühle mich schwach, leer, nicht greifbar -  ich bin stumm, 
Worte sind mir zu viel und Leben auch, schalte den Ton ab, ich halte  es nicht mehr aus. 

Ich brauche mein Bett, ziehe mir die Kleidung aus und lege mich hin, ziehe die Decke feste um mich. 
Ich bin gerettet. 
Auf meiner Insel…und falle ins bodenlose…ich bin weg