Samstag, 10. Juni 2017

noch 14




Ich liege in der Plicht des Segelschiffes am Boden, abgestützt durch meine Füße auf der rechten Seite der Sitzfläche, unterhalb des Ruders in der Schräglage des Schiffes, auf dem Weg nach Dänemark.

Ich bin müde vom Aufpassen und es ist sicherer Tag. Ich will schlafen, bin so müde und leer…

Sommerferien.

Ich trage eine kurze, abgeschnittene Jeans, ein T-shirt und ein Pulli darüber, es ist frisch an Bord und es geht ein Wind, der das Schiff gut voran treibt. 

Wieder einmal segeln wir - weg von allem, irgendwie auch weg von mir und wieder etwas entfernt von einem sicheren Hafen…

und der Wind versetzt das Schiff in einer Lage, in der Flexibilität gefordert und Erfahrung vorausgesetzt ist und wird… ein ist ein gechartertes Segelschiff, weil anderes erkundet werden soll - auf nach Dänemark heißt es in diesem Sommer… eine glückliche Patchwork Familie sieht man da, alle im Einklang - was für eine Harmonie… und der Wind treibt uns alle stetig voran, dem unbekanntem Ziel entgegen: auf zu den Kreidefelsen!

Irgendwann bemerke ich, dass er sich genau dort hin setzt, wo meine Füße sind und weiß, ich bin nun nicht mehr in Sicherheit, denke daran aufzustehen - aber hier wird er es nicht tun, mich einfach anfassen, es ist Tag!

Er hält das Ruder lässig mit einer Hand, den Fuß abgestützt an dem Eingang zur Plicht, lässig und völlig entspannt.
Es ist helllichter Tag und meine Mutter ist mit meinem Bruder unter Deck, bereitet Getränke wie Cuba Libre für ihn zu und reicht es ihm an, ein paar Snacks - mundgerecht geschnitten -  anbei. Sie macht Essen und mein Bruder malt unten am Tisch. Eine lockere Unterhaltung zwischen den beiden… ich bin froh, sie bemerken mich nicht, ich kann einfach hier liegen… die Sonne wärmt mich - endlich -  und ich fange an, einzudämmern.

…ich bemerke, dass er mich anfasst, durch meine kurze Jeans versucht er an meinen Intimbereich zu kommen, was nicht gelingt. Er redet weiter mit meiner Mutter, als ob nichts wäre - ich bin schockiert, stocksteif liege ich da, kann mich nicht bewegen, bin erstarrt, erstarrt in mir, im Denken und Fühlen… denke, das kann es doch nicht sein, es ist hell - sie ist unten und da und sieht mich hier liegen… es kann doch nicht sein; ich versteife, ziehe meine Beine an mich, meine Gedanken schreien, doch ich bliebe stumm, kann nichts tun und sagen und mich nicht mehr bewegen, auch meine Augen blieben geschlossen - ich will es nicht sehen, nicht wissen. Er macht langsam meinen Reißverschluss der Jeans komplett auf und fährt mit einem, nein, mit zwei Finger an meinen Schlüpfer vorbei, hält ihn mit einem Finger an die Seite und fährt mit dem anderen in mich, immer wieder…. dann macht er eine leichte Bewegung mit der anderen Hand, tut so, als würde er sich anders hinsetzten und macht meine Beine etwas weiter auseinander, …  die Zeit hält an,  ich spüre alles und nichts und schäme mich so - fühle mich schuldig, wieso sieht sie mich nicht!? 
Wieso bitte hilft sie mir nicht!? 

Ich kann mich nicht bewegen und schreie so laut in mir, dass mein Kopf platzt und kriege keinen Ton heraus…

... ich habe solche Angst erwischt zu werden, und wieder fallen mir ihre Kommentare ein… wieder verantwortlich dafür zu sein, dass sie nicht glücklich werden kann, durch mich. Ich halte den Atem an, wann ist es vorbei… wieso tut er das!?

...ich verstehe das nicht, reicht es nicht, dass er nun morgens und abends zu mir kommt, mich „weckt“, trotz Schlafsack!?

Ich habe Angst, erwischt zu werden und wünsche mir doch nichts sehnlicher, als das „das“ passiert und „das“ endlich aufhört - ich will in Ruhe gelassen werden… ich will Leben und doch ertrage ich es nicht, will aus dieser Familie raus und bleibe nur, um meinen Bruder zu schützen, damit er nicht so viel Prügel bekommt, sondern nur ich - ich bin älter, muss auf ihn aufpassen, er ist mein Bruder. Ich bin verantwortlich … 

und trotzdem, ich will tot sein ... 

ohne diese ständige Schuld und Angst in mir, mich nicht sicher fühlen zu können, nirgendswo Hilfe bekommen können…

Ich bin ein Haufen Dreck, nutzlos, fühle mich schmutzig, will nur noch weg… 

und fliege hoch hinauf, sehe mich selber liegen und lache mich selber aus - 
bleibe du mal da unten hilflos und stumm liegen, 
ich fliege einfach höher hinauf -  dann muss ich auch nichts mehr spüren

… ich steige hier nämlich aus!


Es ist fast der 08.08.88 - ich bin fast 15.

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