Dienstag, 13. März 2018

essen

essen


Ich kriege nichts zu essen runter - fühle mich so hilflos, immer ist mir schlecht, wenn ich was essen muss...will diesen Hunger so nicht fühlen, nach etwas, was ich nicht aufnehmen kann,morgens und abends nicht vertragen kann.
Tage nur mit etwas Mittag essen, vergehen wie der Sand in der Uhr, ändert aber nichts, das Gefühl bleibt zurzeit immer da, dieses unwohl, schlecht sein, gleich kotzen zu müssen und immer mit diesen Bildern in meinem Kopf, die nie verschwinden. Schlechtes oder gar kein Essen aus längst vergangenen Tagen, die niemals schön und fröhlich waren, niemals vergessen sind: tragen heute riesen Früchte, die schlimmer als Adams Apfel sind. Ich sehe Obst, möchte so gerne rein beißen und wenn ich es dann zu Hause habe, kriege ich es nicht runter, weil diese Erinnerungen kommen...Weintrauben auf dem Tisch, frisch, gerade gekauft und dann der Kommentar“ friß nicht so viel, davon wird man fett“ mit neun, zehn...mit dreizehn konnte ich es dann nicht mehr seh´n, ließ alles stehen, weil alles dick machte und Essen essen nicht nur den Hunger stillt, sondern auch die Habichtsaugen der Bewacherin mich nie unbeobachtet läßt. Bei Festen wirft sie mir Blicke zu, die sagen, laß es du kriegst nichts mehr davon und ach ja,  Kinder, die kriegen das, was übrig bleibt...also warte gefälligst, die Erwachsene - vor allem ER - nehmen sich immer zu erst und er natürlich von allem das Beste! So gehört sich das für seine Frau, für eine Frau. Also schau mich an, so geht das und gehe nicht immer wie ein Bauer, benimm dich mal wie ein Mädchen - was soll aus dir nur werden? Schau dir deinen Bruder an, warum kannst du nicht so sein wie er? Er weiß sich zu benehmen, nimmt ihn in den Arm, schau, er hat so gar Spaß daran! UND ich sehe hin, ekel mich vor ihm und beneide meinen Bruder, weil er ein Junge ist und all das kriegt, was ein Junge will - dabei fand ich das BMX auch echt toll, hätte gerne eines gehabt... ich will kein Mädchen sein, was nicht essen darf und in die Sonne gehen muss, um schön auszusehen und diese Strumpfhosen  - warum rutschen die immer?! Ich will nicht hier sein, wie ist es eigentlich, tot zu sein!? Auf jedemFall nimmt man dann nicht mehr zu, hätte also auch einen Vorteil.., warum sagt sie mir, wie dick ich bin und zieht dann meine Hosen an!? Ist Gr. 38 dick!? Ist es dick, so zu sein, wie ich bin!? Aber alle Mädchen aus meiner Klasse sind so...ich verstehe das nicht...Carolin s Hose passt mir doch auch, die ist so cool, dass sie sie mir geschenkt hat - und Carolin ist so hübsch...ist sie dann auch dick? Bin ich dick? Muss ja wohl, sonst würde sie s ja nicht sagen und diese Tabletten, die tun meinem Bauch weh - aber die gibt sie mir, jeden Morgen. Nimm sie, die vershcließen den Magen, dann hast du kein Hungergefühl udn schau, die Hose rutscht schon, ich bin stolz auf dich! UNd was war ich froh, sie war stolz auf mich und dann nahm ich sie, jeden Morgen und sagte es ihr...ich wollte, dass sie stolz auf mich ist, das sie mich sieht, mich nicht wieder vergißt - und dann schaut er mich an und haut mir auf den Arsch, auf meine neue weiße Jeans und sagt, „Schau mal, was deine Tochter für einen tollen Arsch bekommen hat, der wird mal eine Wucht!“ und hält ihn dann mit beiden Hände feste und drückt ihn zärtlich - ich schaue sie an und sie, sie mich, beobachtet mich und dieser Blick - ist sie sauer auf mich!? Was habe ich den getan? Ich weiß nicht, was ich machen soll und nichts, nichts kommt von meiner hIlflosigkeit bei ihr an...
Am nächsten Tag zieht sie dann plötzlich meine neue Hose an - u sagt, du hast ja wohl nichts dagegen, du hast ja eine andere an, eine von drei´n, die ich habe - ich bin fünfzehn und kämpfe um jede Kleidung, die ich kriegen kann und die ich mir von meinem Babysittergeld kaufen kann... Und nun, nun zieht sie meine Hose an...
ich habe keinen Hunger mehr, sie kauft nun Sachen für mich, in dem sie sie anrobiert, beachtet dabei aber nicht, dass ich noch im Wachstum bin oder was mir gefällt - dies wird völlig ignoriert. Es geht um ein gutes Aussehen, ein fertig machen und fertig sein - für ihn, für andere und präsentativ zu sein.

Und Obst, Obst mag ich nun nicht mehr - Süßigkeiten hat sie im Schrank versteckt, wenn ich mal Hunger habe, nehme ich mir was und David auch - sie meckert dann, „was fällt euch ein - das ist alles meins"und holt den Holzlöffel raus,manchmal bringe ich ihr den auch und sie schlägt auf mich ein, aber wir waren an dem Tag etwas satt und vor allem David auch...

Es ist schön zu sehen, wie es meinen Kindern schmeckt, sie mein Essen mögen,sich Nachschlag nehmen, ohne darauf zu warten, eine ins Gesicht zu kriegen...
Sie haben immer zu erst Essen bekommen, bekommen es noch, weil Kinder wichtig sind und sie wissen müssen, dass jeder Hunger gestillt werden darf, muss, ohne Ekel zu empfinden oder gesagt zu bekommen, davon wirst du fett. Sie sind gesund. Mein größtes Ziel, so viel Normalität zu vermitteln, wie es geht, auch richtig ohne Ahnung davon zu haben...und meine größte Angst, meine eigenen Kinder kaputt zu machen -
und wenn ich nicht mehr weiter wusste, las ich, fragte und sah anderen zu und versuchte, einen Weg zu finden - weg von diesen manipulativen Scheiß, der so bestimmend war und immer noch ist im Leben.

Ich kriege nichts runter, bekomme Ekel, hatte früher so oft Herpes, wusste nie warum, dieses dreckig sein am Mund, morgens nichts essen zu können, immer mit dem Gefühl, es fühlt sich komisch an, der Kiefer tut weh...seine Zunge in meinem Mund, wie kann man das mögen? Damit glücklich sein? Ich will hier weg und kann es nicht, weil David sonst allein wär - und ihn, ihn verlasse ich nicht...ich habe Hunger und ich kriege nichts runter und beim Bäcer sieht es lecker aus, jeden Morgen, wenn ich da vorbei gehe, mein Magen knurrt und mir nichts kaufen kann, weil ich es nicht essen kann...

... und es ist erst zehn, noch drei Stunden, dann wird es besser sein und ich bekomme eine Kleinigkeit  rein...bereite dann Mittag zu und freue mich, wenn es den Kindern schmeckt...

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