Dienstag, 1. Mai 2018

ANGENERVT


angenervt

ich bin angenervt davon, nicht richtig „sein“ zu könnnen, so wie alle anderen - ich bin angenervt davon, ständig Flashbacks, Erinnerungen und beschissene Träume zu haben, die mich so aus dem „jetzt“ raus holen, dass ich mehr im damals bin, als im heute...ich bin angenervt davon, ständig Schmerzen zu haben und niemals ganz ohne zu sein!
Ich bin angenervt davon, dass ich bei Männern oftmals Ähnlichkeiten feststelle und diese mich dann in meine Erinnerungen mit dir zurück werfen, weil du mich einfach genommen hast, ohne, dass ich das will - ohne, das ich alt genug dafür war - abgesehen davon, das du für mich ein alter Sack warst und mit meiner ach so tollen Mutter zusammen warst - ich bin angenervt davon, immer und immer wieder daran erinnert zu werden, das es dich überhaupt gab! Angenervt davon, was du mit mir gemacht hast und was es HEUTE noch IMMER mit mir machen kann - ohne das ich das überhaupt will und gebrauchen kann und mit dem Wissen, das du seit zwei Jahren tot bist!


Na klar, lebe jetzt, lass los - aber diese verfluchte Scheiße läßt mich nicht los - egal was ich tu, DU BIST DA und zerstörst mir mein heute, weil du immer wie ein Schatten an der Wand, wie ein Geist an mir klebst, in mir bist und mir jegliches Gefühl zu mir selbst nehmen kannst! Ich träume von dir, wie du mich nimmst, gegen meinen Willen, mein Körper reagiert auf unerklärlicheweise trotzdem und auch immer noch - genau so wie damals, was dir das Recht gibt, einfach weiter zu machen, mich zu nehmen, wann immer dir danach ist - und ich, ich fühle und stelle mich unbewusst tot, mein Körper jedoch nicht, auch wenn mein Körper innerlich meinen Kopf verreist, ich in eine Art Trance falls, die so voller Kälte ist, die mich innerlich so immens frieren und nichts mehr fühlen läßt - erkläre das mal einem kleinen Kind, was Ekel empfindet, Scham und eine enorme Schuld, weil sie der Mutter den Partner nimmt und dabei sich doch endlich einmal ein kleines bisschen geliebt fühlt, sich auch dafür schämt, weil es doch nicht richtig ist und dieser Typ einfach so mega eklig ist und immer da ist, mich immer überrascht und auch heute noch eine gewisse Macht über mich hat...ich nicht da raus komme, trotz Wissen und Therapie und Mitte vierzig sein, es keinen Ausweg gibt aus diesen Erinnerungen und diesem Wissen, was du alles mit mir und für mich gemacht hast, um mir was beizubringen - ich könnte kotzen, wenn ich daran denke, was du für eine Macht hast, wie du mich amputiert hast - und jeder denkt, es ist vorbei, stell dich nicht so an und lebe dein Leben, lasse endlich los - lachhaft die Vorstellung: einmal ohne all das zu sein, weil du mich markiert hast mit deinen Handlungen, für immer irreparabel beschmutzt, zerstört hast, auch wenn ich offensichtlich „heile“ bin, bin ich doch so kaputt in mir. Träume von dir, wie du mich nimmst und mir deinen Körper aufzwingst, lassen mich erwachen, mit allen Schmerzen, die es gibt, mit Ekel vor mir und meinem Körper, mit Ekel vor dir - und trotzdem reagiere ich, immer noch, immer wieder und ich stelle feste, irgendwie, dass ich dies vielleicht doch mag und vielleicht brauche, um überhaupt reagieren zu können - vielleicht fühlen zu können, was es ausmacht, genommen zu werden, körperlich, so ganz und so nur für mich wirft es mich in ein Gedankenchaos, welches mir einredet, ich kann nur vergewaltigt werden, Gewalt spüren, um mal zu fühlen und ob Gewalt überhaupt das Thema dann ist, um mal endlich los lassen zu können, ganz fühlen zu können, so eklig das auch ist - weil ich normales berühren nicht fühlen kann, es mich dann kaum gibt. Und dann denke ich an all die SM oder BDSM und Gewaltphantasien und Sachen, die ich schon mal in Reportagen oder Filmen gesehen habe und erinnere mich daran, dass ich vieles spontan nicht mag, mich angewidert hat, aber einiges trotzdem für mich einen Anreiz hinterließ - mir aber einen schlechten Beigeschmack gibt, weil genau du das so mit mir gemacht hast, als ich zwölf war, dreizehn und in mir war ich dann nicht mehr da, es hat aber Spuren hinterlassen, die keine Sexualität zu lassen, weil ich es nicht leben kann, nicht dahin kommen kann, nicht zu denken und zu sein und nicht zu fühlen, los zu lassen, um mal vollständig fliegen zu können... ich bin angenervt davon, das du jeden Teil meines Lebens besetzt, immer da bist und wenn ich mich mal endlich etwas freier fühle, treffe ich Menschen, die nett zu mir sind, mich mögen, was mich schon sehr erstaunt, das das jemand tut - immer noch, nach so vielen Jahren und mir dies wie ein Geschenk vor kommt, wie ein Wunder......und wieder bist du da, weil dieser Mann, der mir eigentlich sympathisch ist und einen sehr netten Eindruck macht, plötzlich deine Hände hat, als er mit mir spricht, ich dies sofort verdränge - ich aber keine Ähnlichkeit feststellen kann, außer ggf. etwas sein Gewicht, welches deinem etwas ähnlich ist - und dann sehe ich, wie er den Block nimmt und seine Hand darauf legt und ich sehe nicht mehr ihn, sondern ich sehe dich, wie du mit mir sprichst, leise, damit es keiner mit bekommt, weil du mich wieder so ansiehst, wie du mich immer ansiehst, wenn du mir was beibringen willst, was unser Geheimnis doch ist, weil deine Hände plötzlich seine sind...und wieder vereise ich, weil es so ist, wie es nicht ist und ich alles verdränge, weil du nicht du bist und er nur er sein kann und ich zu mir sagen muss, spinn nicht rum, dies hat hier nichts mit ihm, mit früher zu tun - aber spätestens in der Nacht, wenn das Verdrängte in der Nacht bewusst wird, bist du da, lässt mich spüren, deine Hände auf mir, in mir, an mir und dein Gesicht vergesse ich nicht, niemals mehr bin ich ohne dich, egal was ich mache, es gibt nur dich und mich und ich weiß genau, egal wie viel Therapie ich noch mache, wie viel ich lese und höre mich austausche über die Verarbeitung von Traumata und diesem ganzen anderen Scheiß, es hilft mir einfach nicht. Ich bin und werde immer angenervt sein von dir in mir, weil es genau so ist - du ein Teil von mir geworden bist, ob ich das will oder nicht - du einfach eingebrannt bist, mit allen Narben, mit allen Behinderungen, die nur ich sehen, die nur ich fühlen kann - und nichts in der Welt wird dies ändern können, außer vielleicht, wenn ich den letzten Weg gehen werde, weil nicht nur ich dann sterben werde, sondern du auch dann endlich mit mir.




Mel Alazza

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