Freitag, 8. Dezember 2017

Klippenspringer

KLIPPENSPRINGER


Du sagtest, „KOMM KLIPPENSPRINGER,
spring mit mir -
über den Rand der Klippen hinaus“
und entferntest die Fesseln an deinen Füßen,
mit einem Ruck fegtest du sie über den Klippenrand,
sie verloren sich irgendwo dazwischen -
ich schaute dich nur an und fragte
„Willst du das auch?“
Du sagtest, „Ich bin hier, hier bei dir“ –
ich sah dich an und lachte,
nahm deine Hand, die sich meiner bot!
Alleine diese Berührung verband uns -
glücklich schautest du mich an,
und wir beide sagten „NUN FÜHLE ICH GANZ!“,
wir lachten und sprangen,
weiter und höher…
so erleichtert,
endlich, nach all den Jahren,
jemanden zum Springen gefunden zu haben -
und plötzlich mit dem Wissen,
genau dafür geboren worden zu sein,
hier mit dir zu springen!
Immer wieder mit den Zehenspitzen
leicht die Klippen berührend,
flogen wir glücklich über den Rand hinaus,
immer weiter und noch höher hinaus,
wir genossen die Weite,
den Wind um uns herum, das gemeinsame Schweben…
berührten die Sterne und den Mond,
ließen uns einfach fröhlich lachend fliegen…vor lauter Glück,
jeglicher Worte beraubt,
bis plötzlich
deine Hand meine verlor,
wir aufschlugen,
die harten Klippenspitzen unsere Füße durchbohrten,
wir uns ansahen,
deine Tränen meine berührten,
mit plötzlicher Verzweiflung gepackt,
fliegen für dich nicht mehr machbar war,
weil dein Verstand dich festhielt,
alles andere, aber nicht unsere Herzen sah,
und deinem nicht folgen wollte,
der harte Weg der Klippenspitzen
zu sehr schmerzte…
du hast losgelassen,
mit der Bemerkung,
„Nun schmerzt es zu sehr:
dieses Neue,
ängstigt mich zu sehr!
KLIPPENSPRINGER!
ich kann nicht mehr –
ertrage die dauernden Luftsprungfrequenzen und das harte Aufschlagen nicht mehr…
ich bleibe lieber am Boden,
bleibe genau dort,
bei meinen harten Felsen,
die bieten mir Schutz
sonst bin ich verloren…!“
und du lässt mich los,
rennst weg von mir
und der Lust zu fliegen,
Klippenspringen gibt es für dich nicht mehr -
Ich schaute dich an und wusste,
zum Springen kann ich dich nicht zwingen,
liegt mir auch fern, dich zu etwas zu bringen,
halten zu wollen,
wenn du es nicht kannst…oder willst –
obwohl ich sehe und fühle,
dass dein Herz und deine Sehnsucht was anderes will,
die Sprünge dir nicht reichten,
du noch höher willst –
weiter zu fliegen verlangst…
doch du aufgibst,
dich mit den Klippen zufrieden gibst,
wieder in deine Höhle gehst,
weil die es ist, die ein Zuhause für dich ist,
alt und gewohnt und so bekannt…
Ich lasse dich gehen,
mit weinendem Herzen und schmerzenden Füßen,
mit dem Wissen, dass dies nur deins,
aber nicht meins ist –
ich nicht folgen kann…
Ich gehe zurück zu den Klippenspitzen und schaue hinauf
zu den Höhen, zu der Freiheit, dem ICH SEIN
das ich so zum Leben brauche -
drehe mich um und sehe dich mit Tränen in den Augen
in deiner Höhle verschwinden,
die alten Fesseln wieder umgelegt,
die schön die Narben der Vergangenheit kaschieren –
obwohl sie nun noch enger sind,
deine Wunden erneuern,
der KLIPPENSPRINGER in dir
nun gebrochen ist,
weil deine Angst dein Herz auffrisst,
du dich um alles sorgst,
nur nicht um dein Herz und deine Sehnsucht,
die dir Veränderung, aber Frieden verspricht,
trotz ungewohnter Höhen,
du dafür vielleicht geboren bist...
Ich stehe am Rand der Klippen, schaue ins Blaue -
unter mir das tosende Wasser, die peitschende See –
Hinter mir die steilen Klippen,
die versteckten Höhlen,
die verstaubten Steine der Vergangenheit, deren Fesseln der Unfreiheit –
drehe mich um
atme die windige See,
wie es mich berührt,
höher schweben lässt,
die Klippen unter mir nicht mehr sehen lässt…
sehe die anderen KLIPPENSPRINGER
voller innerer Freude und Zufriedenheit lachend springen,
mit verbunden Füßen,
sicher geschützt…
und wische meine Tränen und die Sehnsucht und die Verletztheit weg,
verbinde meine Füße mit einem weichen Tuch -
mein Herz weint leise, zeitlos…
ich nehme Anlauf,
springe hoch
und noch höher hinauf,
weil ICH dazu geboren bin,
Verstecke und Fesseln NICHT mehr tragen will,
dass KLIPPENSPRINGEN mein Leben ist,
ich so und nicht anders,
einfach leben will -
einfach als KLIPPENSPRINGER geboren bin!




(2015)




Klippenspringer II


jegliche meiner Flüge
mit Sehnsucht nach dir gepaart,
schaue ich
immer wieder
nach dir,
zu deiner Höhle hinab,
spüre deine Sehnsucht,
nach Freiheit und Liebe und Frieden,
sehe deine sehnsuchtsvollen Blicke in die Höhe,
zu den Klippenspringern,
dein Ausschau halten nach mir –
ich versuche fern zu bleiben,
bei mir zu bleiben,
dich leben zu lassen –
mein Herz schmerzt dabei sehr,
nicht nur,
weil ich das Klippenspringen nur mit dir
so „einzigartig“ und „normal“ empfinde,
du zu mir,
ich zu dir gehöre,
sondern weil ich deinen Herzschlag spüre,
als wärst du einfach neben mir!
Zeit verstreicht,
jede Minute einem Tag gleicht,
die Zeit ohne dich,
einfach so leer und nichtig ist…
jedoch, dann:
sehe ich dich stehen am Klippenrand,
rufst nach mir, meinen Namen
Klippenspringer, ich brauche dich´
ohne dich leben,
kann ich nicht!“
Stehe dann neben dir,
sehe deine Fesseln an deinen Füßen,
enger als damals
erschaffen sie weitere, tiefere Wunden,
die du kaum zu spüren, zu sehen scheinst –
Du schaust mich an,
erleichtert, irritiert, nimmst meine Hand –
unsicher halte ich deine,
endlich,
feste in meiner
-so, als wäre nie was anderes gewesen –
und schaue dich nur stumm an,
Worte zu finden fällt mir schwer,
mein Herz fließt über vor lauter Gefühl,
du beugst dich zu mir,
küsst mich,
sagst:“ Klippenspringer, ich liebe dich und immer noch mehr!“
und dieser Kuss,
ein Versprechen auf mehr,
knüpft das Band wieder fester um uns,
was uns schon immer zeitlos verband,
schon beim ersten Sehen neu entstand.
Ich umarme dich,
spüre Erleichterung in mir,
wieder bist du hier bei mir,
egal wie sehr die Fesseln zu sehen sind,
ich gebe dir Zeit,
weil das Gefühl zwischen uns,
einfach einzigartig, so alt und vorherbestimmt ist…
Klippenspringer, ich komme wieder, ohne Fesseln diesmal
und ich fliege mit dir,
ich will dies mit dir“
ich schaue dich an, wusste,
dass dieser Wunsch
dich an deine Grenzen führen wird und kann,
du dir nicht bewusst bist,
was dies mit dir macht,
bedeuten wird,
für dich und für mich,
dies nicht nur „einfach Klippenspringen“ ist…
Also fragte ich dich,
ob du sicher bist, dass du das willst
und schaffst und dir der Konsequenzen dessen
auch bewusst bist…
Welche Konsequenzen?“ fragtest du mich…“ich will mit dir fliegen,
bei dir sein,
nur dich bei und an mir spüren!“
Und ich wusste, dies wird dann vorerst das letze Mal sein,
für diesen Flug mit dir,
werde ich alles geben…mit allen Konsequenzen leben!

Ich warte hier auf dich“, sagte ich und schaute dich an –
sah dir nach,
wie du glücklich in deine Höhle verschwindest,
in freudiger Erwartung auf das nächste Treffen…
feste an deine Fesseln gebunden,
freudig dabei tanzt und lachst,
als wenn du sie nicht spürst –
nachdenklich sitze ich noch eine Weile am Klippenrand -
der Wind zerrt an meinem Gewand,
Komm“, flüstert er leise, „Komm fliegen Klippenspringer,
folge den Ruf deines Herzens,
dafür bist du geboren,
ruh´ dort nicht zu lange aus, sonst bist du verloren,
komm Klippenspringer, komm nach Haus...“
Halbherzig stoße ich mich ab,
fliege in den Himmel hinauf,
voller Gedanken an dein Kommen,
lasse ich mich treiben,
noch spüre ich deine Hand in meiner und habe das Versprechen im Ohr,
du kommst wieder…
ich höre und sehe die anderen Klippenspringer
glücklich und zufrieden lachend an mir vorbei schweben,
Hand in Hand oder auch alleine:
fliegen sie in die Wolken hinein,
zufrieden ihrem Ruf des Herzens folgend,
viele endlich miteinander vereint…

Nach einer Weile
treffen wir uns wieder,
ohne Fesseln stehst du vor mir,
achtlos liegen sie an der Seite,
im Schatten eines dunklen Felsens sicher versteckt -
voller Unsicherheit und Vorfreude schaust du mich an,
ich nehme dich in meinen Arm –
atme deinen Duft tief ein,
spüre dich ganz bei mir,
nehme deine Hand, schaue dich an
und sehe deine verletzten Füße…
betrachte deine Narben, die frischen Abschürfungen und verbinde sie,
sicher und sanft mit einem weichen Tuch,
vor weiteren Verletzungen nun sicher geschützt.
Richte mich auf,
in voller Augenhöhe sage ich dann zu dir:
Ab jetzt gehörst du zu mir, wenn du bleibst Liebes,
bist du nun bei mir und ich frage nicht mehr, wie hoch du kannst und willst, wenn du jetzt mit fliegst, zeige ich dir meine Welt!“ fragend schaue ich dich an,
Jederzeit, jetzt und hier und vor allem, nur mit dir!“ rufst du mir lachend und freudig zu –
nimmst meine Hand,
wir halten uns feste,
stoßen uns ab von den kalten und schwarzen Felsen,
die das Leben so erdrücken,
Gewohnheit sind und alles Neue quasi ersticken –
Hoch in die Luft fliegen wir
du genießt es,
bist glücklich mit mir,
ich sehe es,
spüre es, in dir und mir!
Das Fliegen lebt in dir,
du bist dazu geboren,
der Klippenspringer ist auch in dir!
Ich sehe dich lachend an,
nehme dich feste in den Arm und sage
Hallo Klippenspringer- willkommen in deiner u meiner Welt!“
und wir lachen beide, ganz verschämt, ganz erkannt und beide endlich frei…
erstaunt flüsterst du „Klippenspringer, was machst du mit mir!?“
Ich küsse dich, halte dich,
fliege nochmals höher mit dir und schaue dich nun an,
wir beide glücklich und zufrieden, Hand in Hand…
den Lebenspunkt erkannt!
Ich liebe dich nur Liebste,
so wie schon immer! Gestern, heute und morgen - für alle Zeit und wie schon immer, wir sind eins – du gehörst zu mir, so wie ich dein bin, schon immer!“
Glücklich schaust du mich an,
erkennst dich in mir
lässt nun endlich alles los,
flüsterst „Es ist so schön, so ganz zu fühlen! So ist es also, einfach zu sein, ja wir gehören zusammen und ich gehöre dir –
mit dir ist es so schön, gemeinsam sein, so kann es also wirklich sein…“
und fliegst noch höher mit mir,
lässt dich ganz drauf ein…
glücklich fliegen wir zusammen,
lösen uns in uns auf,
verschmelzen,
werden EINS,
sind EinS -
die Bestimmung nimmt ihren Lauf!
Wir fliegen und fliegen,
weiter und höher wie nie zuvor…

Nur gefühlte Stunden später, ist alles aus!“
Wir stehen am Klippenrand,
du hälst es nicht aus,
drehst dich um,
siehst deine Höhle, dein zu Haus und wirst ganz stumm…
und so schnell, wie du die schützenden Tücher abnimmst,
deine Fesseln abermals angelegt hast,
obwohl du dabei kaum atmen kannst,
von dir völlig unerkannt…
ich stehe stumm daneben, weiß nicht, was hier geschieht,
bist du wieder der Höhlenmensch,
der Klippenspringer besiegt,
ignoriert, ausgeschaltet –
die Wundern tiefer und wieder aufgerissen,
erneut blutend und ignoriert…
sagst tonlos „ich gehöre nicht hierher,
die Höhle, die Klippen sind mein zu Haus,
ich gehöre nur hierher,
ich liebe das Leben hier –
Klippenspringer, lass mich geh´n –
lass mich endlich los!“
verwundert schaue ich dich an und sage
Liebes, Fesseln habe ich dir niemals angetan –
deine Wunden, das war nicht ich!“
begreife, verstehe das hier nicht - mein Herz springt entzwei,
Ich begreife das nicht, was ist los mit dir – siehst du mich den nicht!?
Ich bin es, hier bei dir, erinnere dich – ich liebe DICH!“
Du lässt mich einfach stehen, kein Blick zurück -
hörst meine Worte nicht, gehst über die Klippen,
zur Höhle zurück…
die Fesseln schneiden in dein Fleisch,
du spürst es nicht,
es ist dir gleich!
Ich spüre deinen tiefen Schmerz,
sehe, was du tust, versuchst…
spüre die Angst, die dein Herz auffrisst,
die Angst vor Neuem, Unbekanntem,
die erst schmerzvoll, aber Veränderung verspricht,
Gewohntes beiseite schafft, jedoch dir endlich die Chance auf Fühlen gibt,
dem Höhlenmensch den Klippenspringer schenkt:
Veränderung und Schönes verspricht,
ein Anfang auf wirklich Leben,
Freiheit und Liebe gibt –
dir damit das Leben des Klippenspringers gibt:
Freiheit ohne Zwang,
einfach Leben gibt –
und du dir jetzt gerade nur selber im Wege stehst!

Ich breche meine Werte und Vorstellungen,
folge dir zu deiner Höhle,
rufe dich, bitte dich,
versuche dir zu erklären, was du dir antust,
mit diesen Fesseln,
die dich bluten, aber nichts spüren lassen:
gewohntes natürlich dir Sicherheit gibt,
du auch dieses Leben liebst,
aber Neues doch schon lange in dir ist –
nichts mit mir zu tun hat,
du einfach auch wie so viele,
zum Klippenspringer geboren bist,
dies deine Freiheit und Liebe ist
und abseits von mir,
du glücklich dabei warst, du bist,
dies für dich Leben ist!

Du hörst mir nicht zu,
schmeißt mit Steinen nach mir,
willst mich nicht mehr sehen,
nicht mehr fliegen,
erst recht nicht mit mir –
Tränen laufen meinen Wangen herab,
mein Herz schmerzt immer mehr, es schmerzt aus mir…
Ich begreife, dass dies nun erst einmal zu Ende ist,
dies einer der Konsequenzen ist,
keine Zeit für deine Veränderung ist…
ich falle auf die Klippenspitzen,
die meine alten Narben aufritzen,
dieser Schmerz, alt und so bekannt,
zerreißt mein Herz, meine Haut an Händen und Beinen,
berührt mein Herz - mein Verstand hört auf zu schreien…
Was tu´ ich hier? weinen um mich?
ich bettle um dich, deinem Leben eine Chance zu geben –
ich fühle deinen Schmerz, meinen gleich mit –
und die Kälte der Klippen umklammert langsam mein Herz,
der veraltete Kern des Höhlenmenschen
plötzlich warum auch immer aktiviert - kämpft in mir,
will die Oberhand, verliere ich hier!? Was passiert mit mir!?
Ich mache die Augen auf,
sehe die dunklen Klippenspitzen,
meine blutende Haut –
atme tief durch, stehe dann auf!
Sage zu dir, laut und ohne das Wissen, dass du das auch hörst:
Ich gehe nun, diese Behandlung durch dich, Klippenspringer,
verdiene ich nicht – du weißt, wo du mich findest, ich liebe dich!“
Ich drehe mich um, gehe fort von dir,
weiß nun, dass ich dir nie folgen, dich nur lieben kann!
Ich mehr wert bin, als blutend und bittend vor dir zu knien,
dies nichts mit Liebe zu tun hat -
und dies absolut nicht
der Sinn unserer Verbindung ist!
Entwicklung getrennt voneinander entstehen muss,
ich dir Zeit geben muss,
auch für mich noch lernen muss,
dass der Höhlenmensch in uns unbedingt besiegt werden muß,
um weiter zu leben, lieben zu können –
ich somit aus deinem Leben treten muss,
trotz diesem zeitlosen Schmerz in mir – die Erkenntnis traf mich wie ein Blitz!
Ich beruhigte mich, war plötzlich glücklich und zufrieden,
über die verbrachte Zeit mit dir, die Freiheit des Klippenspringers,
des gemeinsamen Schwebens,
dadurch sehe ich mich, weiß, dass ich durch dich,
mich gesehen habe, dies erst ein Anfang von vielen ist,
persönliche Entwicklung Höheres verspricht –
ich nun auf mich selber achten, ich noch mehr wachsen muss,
dass Klippenspringen nur ein Teil von mir ist –
Weiterkommen Besserung verspricht,
es mehr gibt, was wichtig ist –
die Liebe zwischen uns nicht vergänglich ist,
weil es einfach eine alte und starke und zeitlose Verbindung ist,
das Klippenspringen in uns beide ist,
unsere Leben und unsere Entwicklungen einfach untrennbar sind,
mehr als
weit über den Horizont hinaus!





(Für Sandra N.:  ich liebe dich, immer:
morgens, mittags, abends und nachts -
und weit über den Horizont hinaus!)





                                                                                             Mel Alazza, 2015


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