Montag, 24. Juni 2019

überwältigt

überwältigt

Die Tür wurde geöffnet und bevor ich etwas sagen oder dich umarmen und küssen konnte zur Begrüßung, wurde ich auch schon in den Hausflur gezogen.
Mit den Worten „Ich will dich! Jetzt!“ zogst du mich weiter ins Schlafzimmer, warfst mich auf s Bett und zogst meine Hose samt Unterwäsche bis zu den Beinen in einer Bewegung hinunter, die mich staunen und lachen ließ und bevor ich noch was sagen konnte vor lauter aufkommender Lust, welche mit  Freude, Unsicherheit und Erleichterung gepaart ist, dich endlich wieder spüren zu dürfen, wiederspiegelte, drangst du auch schon tief in mich ein ...
vor lauter Gefühl bekam ich weder ein Wort heraus, noch konnte ich atmen und mein Körper reagierte wie nie zuvor und ließ mich hoch leben, dem Himmel entgegen! Was für eine Wucht  an Fülle und Gefühl ich plötzlich in mir spürte und wie begehrt ich mir vorkam, wie wunderschön das war...gleichzeitig war ich überwältigt von dem, was du gerade mit mir machst, wie ich mich fühle, was gerade überhaupt passiert und was das so mit mir macht und ich fühlte mich überwältigt, in jeder erdenklichen Art und Weise!

Die Liebe zu dir hatte ich noch nie so empfunden und sie füllte mich aus, ließ mich nicht schlafen, noch essen und ich hatte das Gefühl, ohne dich will ich nicht mehr sein.
Du hast mich unbewusst gefordert und gefördert, in jeder erdenklichen Art und Weise, mir eine Liebe  - körperlich wie auch psychisch - gezeigt, die ich nie erahnen oder mir auch nur vorstellen konnte - weit über alle Grenzen hinaus...
Ich war dir   - für mich damals unbewusst -  verfallen und du nahmst mich, wann immer dir danach war - diese Art von Lust und Begehren kannte ich nicht, sie weckte „meine Lust“, eine Lust auf Unbekanntes, schaltete mein Denken aus  - diese Lust nahm mich mit und auf und ließ mich dein sein - zu jeder Zeit!
Ich dachte immer an dich, alles wurde mir egal und ich wollte nur diese mir bis dato unbekannte Lust erleben und leben und bei dir sein - Termine ließ ich platzen, Stunden an der Uni sausen, eine Nachricht von dir und ich war da!

Sex zu jeder Zeit, an jedem Ort mit dir, nahm einen Platz in meinem Leben ein, was mich jedes Mal überwältigte, mir auch manchmal etwas peinlich war, mich aber so erregte, egal, wo wir waren, wer dabei war... und diese „neue Form von Lust“... mir war alles andere egal....

Irgend eine Ecke fand sich immer, wenn auch nur kurz einmal spüren, einmal schnell fühlen - und dann ging es erhitzt und voller Lust einfach weiter, nie ganz ungesehen von anderen.... ich dachte zum ersten Mal, wie geil Liebe und Sex sein können und dachte nur noch an das nächste Mal, an die nächste Lust... und mein Denken war das erste Mal in meinem Leben abgestellt, nur noch Fühlen zählte...


Eine Nachricht auf meinem Handy...dieses Begehren, mein Begehren  - ließ mich dieses Wort auch mal be-greifen -  dein Begehren ließ mich das erste Mal fühlen, wie es ist „Frau zu sein“ und das erste Mal erkannte ich dieses Gefühl und liebte es - brauchte es, wollte dein sein, immer!

Grenzen verschwammen und ein „das macht man nicht“ gab es nicht, zumindest nicht mit dir, nicht mit mir....es war über-wältigend und ließ mich nicht mehr los...ich wollte mehr! Scheiß was auf Grenzen und ein „schalte deinen Kopf ein, sie tut dir nicht gut“ von nahen Freunden - endlich hatte ich das Gefühl, ich lebe endlich mal Sexualität, mal Liebe aus, die ich weder kannte noch erahnen konnte, doch sie war einfach nur geil -  UND ich fühlte mich frei...

Ich erlebte Nähe und eine Liebe, die erfüllte und ich war voller Gefühl dazu und zu dir und liebte es, dich zu fühlen, zu berühren, dies alles zu erfahren... irgenwie zum ersten Mal im
Leben....

ich scherzte:"Du bist meine Droge!“ und ich wusste nicht, wie ernst es war....

Grenzen wurden unwichtig, damit auch ich und langsam rutschte ich deine Welt, die nur aus schwarz  und weiß bestand, kein bunt zu ließ, mich irgendwie verschwinden ließ, ganz langsam, Stück für Stück war ich verschollen und ich in diesem Gefühl der Liebe zu dir verirrt ...

und das Schlimme dabei war, ich habe es gar nicht bemerkt....

Ich dachte, warum ist das plötzlich anders, wieso kontrollierst du mich? Was soll das, ich verstand es nicht...ich wollte doch nur dich...

Und die Lust nahm ab, das Begehren nicht, weil nicht nur die sexuellen Grenzen unwichtig wurden, sondern auch ich für dich... und irgendwie ich für mich...
und es kamen Worte hoch in dir, an mich, die mich ebenfalls grenzenlos verletzten, mich alles hinterfragen ließ, wenn auch erst nach einiger Zeit - und wieder war ich überwältigt von dieser Art von Umgang, von deinem in Bezug auf mich und wieder verstand ich es nicht, weil ich dachte, diese Liebe ist so kostbar..verlieren will ich das nicht!
Immer wieder war es dann plötzlich gut und alles wieder da, so wie früher, wie letztes Jahr  - und doch war es anders, ich nicht mehr so unbedacht, wollte und konnte aber nicht verstehen, was das ist und was das alles so mit mir macht.

Heute - rückblickend - muss ich sagen, dass diese Erfahrung mit dir wertvoll war und ist - ich dir dankbar bin für diese facettenreichen Erfahrungen einer Liebe, einem absolut geilen Sex und einem „Grenzen verschwimmen und setzen lassen“, die für viele unbegreiflich ist...

Ich habe gelernt, durch dich und deinem Handeln, dass ich auch noch da bin, ich nicht unsichtbar werden darf, wenn ich liebe und mit verantwortlich bin für Sachen, die „du“..."die  andere“ mit „mir machen“.
NEIN sagen war plötzlich wichtig und mir wurde bewusst, was „hier“ so passiert, das du nicht gut für mich bist -  egal, wie sehr ich dachte, ich muss dich nur genug lieben, dann klappt das schon und wir bleiben zusammen, einfach aufgeben gibt es doch bei so was nicht.... Liebe kann heilen, daran glaubte ich...

Doch die Realität sah anders aus, alles war plötzlich aus und ich fühlte mich wie „zu Haus“, kontrolliert und eingesperrt in etwas, was mich behindert am Leben, dabei sollte es doch anders sein... und wieder passierten Sachen, die nicht gut waren, sich nicht gut anfühlten, mich an früher denken ließen und ich trennte mich von dir und deinem Weg, was so schwer war, weil ich das Gefühl hatte, ich verliere nicht nur dich, sondern mich gleich mit dir...

Mein Herz schmerzte, überall und zu jeder Zeit und es gab nur ein „ich muss den Tag überleben“, so wie diese Nacht, in der du mir wieder schreibst, dass du mich willst, ich dir fehle...und ich nicht darauf reagieren darf, mit Tränen in den Augen...
Ich lernte, mich zu schützen, abzugrenzen, wenn auch mit ein paar vergeblichen Versuchen
„wieder zu dir gehen, weil es ja nun wieder besser wird“, ich dich liebe und irgend wie du auch mich, dachte ich...
doch wieder war es nichts und meine Grenzen wurden hin weg gespült, mein ich war egal, nur deines zählte... es war so eine Qual! Was du alles angestellt hast, um mich zu verletzen, mich dazu zu bewegen, zurück zu kommen, zu unserer Liebe, zu dir...

Und diesmal blieb ich standhaft, ich nahm eine neue Handynummer, ein neues Lebensumfeld...ich reagierte nur noch und über-lebte die Zeit ohne dich, fühlte mich wie ein Roboter und trauerte um diese Liebe, die mir so vieles gezeigt hat, mich so sehr an meine Grenzen, darüber hinaus und aber auch zurück zu diesem „mir“ geführt hat und erkannte mehr und mehr:

Ich muss mich retten, mich be-schützen, vor deinem ich, welches einfach böse war, einfach böse ist - was für ein Wort für eine Liebe, die für mich so un-fassbar, so un-begreiflich war...

und ich weiß, diese Begebung mit dir, dass dies ein Schritt in Richtung Fühlen, in Richtung für mich einstehen war und bin dir sehr dankbar dafür...

Und heute, jetzt, sitze ich hier und denke an dich, sende dir Liebe, da wo du jetzt bist und bin traurig, das du dieses Leben nicht positiv für dich leben konntest, du nun tot bist und so elendig an diesem Krebs gestorben bist...



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